Entwicklung & Gesundheit

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Depressionen können bereits im Kindes- und Jugendalter auftreten. Nicht immer sind sie von aussen sichtbar. Je nachdem stecken auch andere psychische Erkrankungen dahinter, wie beispielsweise eine bipolare Störung. Ein Betroffener erzählt, welche Auswirkungen Depressionen auf seinen Alltag haben.
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Nachdenklicher Junge sitzt am Fenster.

«Planen ist schwer. Ich muss immer damit rechnen, dass ich plötzlich depressiv werde oder eine Panikattacke bekomme», erzählt Raffael im TikTok-Video. Die kleinsten Dinge können ihn aus der Bahn werfen. Oftmals ist er überfordert mit alltäglichen Handlungen.

@147.ch Heute teilt Raffael seine Geschichte sowie seine Diagnose mit uns. Falls dir auch mal alles zu viel wird, sind wir für dich da. #schweiz @zeta.movement ♬ Soft piano lo-fi(794915) - kai

Raffael leidet unter einer bipolaren Störung. Mit rund zehn Jahren hatte er erste depressive Episoden, fühlte sich hoffnungslos und sah keine Perspektiven mehr. Weil er aber weder in der Schule noch später im Beruf Probleme hatte, merkte niemand von seiner Depression. Erst als mit 24 Jahren eine Angststörung dazukam, holte er sich Hilfe. Wesentlich später erfolgte die Diagnose der bipolaren Störung. Eine solche zeichnet sich durch den Wechsel zwischen ausgeprägten manischen oder hypomanischen und depressiven Phasen aus.

Anzeichen einer Depression ernst nehmen

Rückblickend wäre Raffael froh gewesen, wäre sein Umfeld auf seine Erkrankung aufmerksam geworden. Doch werden Depressionen bei Kindern und Jugendlichen häufig übersehen und nicht behandelt, selbst wenn Symptome wie Lustlosigkeit, Konzentrationsschwäche, Erschöpfung oder Appetitlosigkeit vorhanden sind. Gerade bei Teenagern wird Niedergeschlagenheit gerne als Phase abgetan, welche zur Pubertät gehört. Weil eine Depression sich unbehandelt aber verstärken und wie bei Raffael zu einer Angst- oder Panikstörung führen kann, sollte sie ernst genommen werden. Viele Betroffene entwickeln auch Suizidgedanken.

An Kinder und Jugendliche mit Depressionen heranzukommen, kann allerdings alles andere als einfach sein. Manchmal möchten sich Betroffene am liebsten in einem Loch verkriechen und nicht über ihre Gefühle sprechen. Gleichzeitig wäre es aber wichtig, dass sie ebendiese Emotionen in Worte fassen und mit anderen teilen können. Um aus dem Loch herauszukommen, würde es ihnen auch helfen, wenn sie sich selbst etwas Gutes tun, rausgehen und sich bewegen würden. Doch können sie sich dazu oftmals nicht aufraffen.

Umgang mit depressiven Kindern und Jugendlichen

Für Angehörige ist der Umgang mit depressiven Kindern und Jugendlichen deshalb oftmals eine Gratwanderung. Bei Unsicherheit und Sorgen dürfen sich Eltern jederzeit an die Pro Juventute Elternberatung wenden. Im Gespräch können die Beraterinnen und Berater gemeinsam mit ihnen herausfinden, ob eine Therapie angebracht ist und aufzeigen, wo betroffene Kinder und Jugendliche sowie Angehörige Unterstützung erhalten.

Tipps für Eltern

  1. Ansprechen: Sprechen Sie über Gefühle. Und zwar nicht nur, wenn es jemandem sichtbar schlecht geht. Eine offene Kommunikation schafft Vertrauen und hilft, psychische Leiden frühzeitig wahrzunehmen.
  2. Ernst nehmen: Nehmen Sie Ihr Kind ernst, wenn es von Ängsten oder belastenden Gefühlen spricht. Zeigen Sie Verständnis und bieten Sie konkrete Unterstützung an – wenn nötig auch wiederholt.
  3. Hartnäckig sein: Motivieren Sie Ihre Tochter oder Ihren Sohn, Alltagsstrukturen aufrecht zu halten. Werden Betroffene zu sehr geschont, kann das depressive Phasen verstärken. Zu viel Druck kann sich aber auch negativ auswirken. Möglicherweise ist es daher sinnvoll, Aufgaben in kleinere Schritte aufzuteilen oder Abstriche zu machen.
  4. Hilfe organisieren: Haben Kinder oder Jugendliche länger als zwei Wochen depressive Stimmungen, ist es wichtig, Hilfe zu holen. Sind Sie unsicher, ob Ihr Kind unter einer Depression leidet? Weitere Informationen erhalten Sie beim Verein zur Bewältigung von Depressionen.

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit ZETA Movement entstanden. ZETA Movement ist ein Projekt von jungen Erwachsenen für Jugendliche, das darauf abzielt, den Kreislauf der Stigmatisierung und des Schweigens im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen in der Schweiz zu durchbrechen. ZETA Movement Ambassadors sind junge Menschen, die selbst an psychischen Erschütterungen leiden oder gelitten haben und sich nun in einem fortgeschrittenen Stadium der Genesung befinden. Sie berichten Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren in Besuchen an Schulen oder in Jugendorganisationen von ihren eigenen Erfahrungen, um mit ihnen einen ehrlichen und gleichberechtigten Dialog über das Thema psychische Gesundheit zu führen.

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