Erste Worte sprechen und verstehen lernen
Spricht das Kind bereits einige Worte? Oder wird dieses Ereignis erst mit Spannung erwartet? Die Sprachentwicklung verläuft bei jedem Kind unterschiedlich. Manche Kinder beginnen bereits am Ende des ersten Lebensjahres einige Worte zu sprechen, andere lassen sich Zeit, bis sie zwanzig oder mehr Monate alt sind. Auch wenn gleichaltrige Kinder sehr viel besser reden, sofern das Kind gut hört, besteht kein Grund zur Sorge. Obwohl es sich noch nicht oder nur wenig ausdrücken kann, versteht es wahrscheinlich schon einige oder gar viele Wörter.
Zuhören und lernen
Das Interesse des Kindes an Gesprächen wächst ständig. Es hört aufmerksam zu und ist auch selbst sehr aktiv: Es bringt Dinge und will wissen, wie sie funktionieren und wie sie heissen. Und es zeigt immer wieder auf dieselben Bilder, als ob es sein Wissen über die Sprache jeden Tag von neuem überprüfen und üben wollte. Auf diese Weise hat es bereits ein erstes Sprachverständnis für alltägliche Gegenstände, Tätigkeiten oder bekannte Personen erworben. Wenn die Eltern es auffordern, seine Mütze zu holen, wird es dies eifrig tun.
Wenn Worte fehlen
Viele Kinder verstehen in diesem Alter schon viel besser, was gesprochen wird, als dass sie selbst sprechen können. Ist das Kind noch nicht im Stande, auszudrücken, was es eigentlich möchte, macht das womöglich wütend oder führt zu unbeholfenen Reaktionen gegenüber anderen Kindern. Wenn Worte fehlen, wird zum Beispiel geschubst, gehauen oder sogar gebissen. Dies muss nicht nur Ausdruck von Unzufriedenheit sein, sondern kann auch eine Aufforderung zum Spielen sein oder ein Versuch zur Kontaktaufnahme bedeuten. Diese Verständigungspannen müssen Eltern nicht beunruhigen – das Kind entwickelt sich deswegen nicht zum «Querschläger», sondern macht ganz normale Schritte in seiner sprachlichen und sozialen Entwicklung.
Kinder brauchen viele Gelegenheiten, um Gespräche zu erleben.
Handlungen und Vorhaben kommentieren
Immer mehr entwickelt sich das Sprach- und Sprechvermögen und das Kind lernt sich auszudrücken. In dieser Phase können Eltern dem Kind helfen, indem Sie es genau beobachten und bei Konflikten versuchen, seine Handlungen oder Vorhaben in Worte zu fassen und eventuell Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Zum Beispiel: «Du wolltest gerade auch mit der Puppe spielen. Sie gehört aber Lisa und die hat sie zuerst gehabt. Nimm doch deinen Teddy – vielleicht können die beiden einander Grüezi sagen …?».
Kindliche Plaudereien
Viele Kinder plaudern gerne vor sich hin, ohne dass die Laute eigentliche Worte bedeuten. Dabei ahmen sie Sprechweisen nach, die sie im Alltag hören. Lauschen Eltern, wenn das Kind allein spielt oder wach im Bett liegt, erkennen Sie sich manchmal in diesem Plaudern wieder. Tönt es nicht genau so, wie wenn Eltern mit einer Freundin oder einem Freund telefonieren oder mit dem Hund schimpfen? Auch Umgebungslaute, zum Beispiel von Verkehrsmitteln wie Flugzeug, Auto, Zug, werden begeistert imitiert. Besonders Tierlaute werden mit Vergnügen nachgeahmt. In dieser Phase wird das ganze Tier mit dessen charakteristischen Lauten bezeichnet. So steht beispielsweise «wau wau» für Hund und «ch ch» für Schwein.
Mit Lauten und Silben experimentieren
Auch wenn das meiste noch unverständlich ist, wichtig ist, dass Eltern Anteil an den «Gesprächen» und Plaudereien ihres Kindes. Wenn es Interesse spürt, wird es vermehrt mit Lauten, Silben und Wörtern experimentieren. Diese Experimente bilden eine Grundlage für die Sprachentwicklung. Kinder brauchen viele Gelegenheiten, um Gespräche zu erleben. Im Alltag können Eltern das Kind in ihr Tun einbeziehen. Beim Kartoffeln rüsten beispielswese erklären, dass es Kartoffelstock zum Mittagessen gibt, dass der Salat gründlich gewaschen werden muss und die Katze so laut miaut, weil sie Hunger hat.
Sprache, Bewegung, Melodie
Grosse Freude bereiten Eltern dem Kind auch mit Reimen, Fingerversen, Liedern, Tanzspielen, die mit Gesten und Bewegungen untermalt werden. Melodie und Rhythmus interessieren das Kind wesentlich stärker als der Text. Häufig werden erste Worte undeutlich und nicht korrekt ausgesprochen. Auf Korrekturen sollten Eltern verzichten und, sonder einfach die richtigen Bezeichnungen verwenden. Mehr braucht es am Anfang nicht. Lustige Wortschöpfungen des Kindes bereiten grosses Vergnügen: die Tomate heisst «Mote», der Käfer «Ächer». Vielleicht wird zur Erinnerung hin und wieder ein «Gespräch» auf Video aufgenommen.
Ratgeber Elternbriefe
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Elternbrief 15 «Ihr Kind ist ein Jahr und vier Monate alt».
Viele Gemeinden verschenken die Elternbriefe
In zahlreichen Gemeinden und Städten erhalten Ersteltern ein Pro Juventute Elternbriefe-Abonnement geschenkt. Manche Gemeinden begrenzen dieses Geschenk auf das erste Lebensjahr. Andere schenken die Elternbriefe bis zum sechsten Lebensjahr. Prüfen Sie, ob Ihre Wohngemeinde die Elternbriefe finanziert.