Entwicklung & Gesundheit

Mein Kind wird gemobbt – Hilfe bei Mobbing

Wird das eigene Kind gemobbt, kann das ein Gefühl von Ohnmacht und Wut auslösen. Was sollen Eltern tun, wenn ihr Kind gemobbt wird? Wie kann das gemobbte Kind unterstützt werden? Erfahren Sie, weshalb besonnenes Handeln gerade bei Mobbing wichtig ist.
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Ein Kind wird gemobbt.

Mobbing hat viele Facetten und kann jede und jeden treffen. Sobald Kinder in Gruppen zusammentreffen, ist Mobbing ein häufiges Phänomen. Dabei ist Mobbing nicht nur für die direkt betroffene Person belastend. Auch Zuschauende leiden darunter.

Oft wird in einem Umfeld gemobbt, dem sich ein Kind nicht einfach entziehen kann, zum Beispiel in der Schule oder in einem Verein. Mobbing wächst durch Schweigen. Deshalb ist es wichtig, früh Hilfe zu holen und die Dynamik zu durchbrechen.

Konflikt oder Mobbing?

Nicht alle fiesen Handlungen sind als Mobbing einzustufen. Deshalb ist es wichtig, erst einmal zu unterscheiden, ob es sich bei einem Vorfall um Mobbing oder einen Konflikt handelt. Bei einem Konflikt geht es um eine Auseinandersetzung in einer Sache, eine Meinungsverschiedenheit. Bei Mobbing geht es nur noch darum, die betroffene Person fertigzumachen.

Um Mobbing handelt es sich, wenn folgende drei Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Es kommt wiederholt zu fiesen Handlungen oder Attacken.
  • Die Vorkommnisse finden über einen längeren Zeitraum statt.
  • Die stets gleiche Person wird systematisch fertiggemacht oder ausgegrenzt.

Die Vorgänge bei Mobbing können unterschiedlich sein. Oftmals wird beleidigt, beschimpft, ausgeschlossen, bedroht, blossgestellt, geschlagen oder es werden Dinge weggenommen oder kaputtgemacht. Mobbing kann fliessend entstehen. Aus einem Konflikt kann Mobbing werden.

Cybermobbing

Erfolgt Mobbing virtuell im Internet, wird das Cybermobbing genannt. Weil sich beleidigende Kommentare oder Falschaussagen online noch schneller verbreiten, ist rasches Handeln angesagt. Erfahren Sie, was Betroffene bei Cybermobbing tun können.

Anzeichen von Mobbing

Mobbing zu erkennen ist von aussen nicht ganz einfach. Es gibt aber Anzeichen für Mobbing:

  • Das Kind ist oft traurig, ängstlich oder müde und wirkt antriebslos.
  • Das Kind verschliesst sich, zieht sich zu Hause und in der Schule mehr und mehr zurück.
  • Es möchte nicht mehr zur Schule oder ins Training gehen.
  • Das Kind äussert körperliche Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen und hat vielleicht sogar Prellungen.
  • Das Kind hat Probleme ein- oder durchzuschlafen und keinen Appetit.
  • Es nutzt digitale Medien plötzlich viel häufiger oder kaum noch.
  • Das Kind äussert Suizidgedanken.

Diese und weitere Anzeichen können auf Mobbing hindeuten. Die Veränderungen können aber auch andere Ursachen haben. Sie können eine Folge der Pubertät, zu viel Medienkonsum oder Prüfungsangst sein.

Bei Verdacht auf Mobbing Gespräch suchen

Haben Eltern das Gefühl, dass ihr Kind gemobbt wird, sollten sie dies ansprechen. Dabei gilt es aber vorsichtig zu sein. Die direkte Konfrontation mit Sätzen wie «wirst du gemobbt?» ist zu vermeiden. Das Kind könnte davon überrumpelt sein und sich verschliessen. Besser ist, dem Kind zu spiegeln, was man wahrnimmt. Sätze wie «mir ist aufgefallen, dass du nicht mehr so viel von der Schule erzählst» oder «ich habe das Gefühl, dass es dir nicht so gut geht» zeigen dem Kind, dass seine Not gesehen und ernst genommen wird. Es fühlt sich weniger allein.

Viele gemobbte Kinder sprechen nicht über Mobbing. Die Gründe für ihr Schweigen sind unterschiedlich. Vielleicht haben sie Angst, dass sich die Situation verschlimmert. Oder sie fürchten sich vor einer Strafe. Manchmal erkennen sie selbst nicht, dass sie gemobbt werden. Sie stufen es als «Spass» oder etwas «Normales» ein. Vielleicht schämen sie sich auch oder wollen den Eltern keine Sorgen bereiten und verheimlichen deswegen ihre Lage.

Keinesfalls sollten Eltern im Alleingang handeln und die mobbende Person oder deren Eltern direkt konfrontieren. 

Eltern können ihrem Kind vermitteln, dass sie da sind und helfen wollen. Sie können versichern, dass sie dem Kind keine Schuld geben und es von ihnen keine Strafe befürchten muss. Öffnet sich das Kind und erzählt, was los ist, braucht es Geborgenheit, Unterstützung und das Gefühl, gehört und ernst genommen zu werden.

Was Eltern bei Mobbing tun können

Wird das eigene Kind gemobbt, ist das für Eltern eine sehr schwierige Situation. Sie haben den Impuls, ihr Kind zu schützen und sofort etwas zu unternehmen. Das ist verständlich. Doch nützt es dem Kind nichts, wenn Eltern überstürzt handeln. Keinesfalls sollten Eltern im Alleingang handeln und die mobbende Person oder deren Eltern direkt konfrontieren. Denn häufig reagieren die Eltern des mobbenden Kindes mit Abwehr und die Situation verschärft sich. Weil das mobbende Kind seinen Ärger wieder am betroffenen Kind auslässt, wird das Mobbing meist noch schlimmer.

Besser ist es, sich an eine erwachsene Person zu wenden, welche die Gruppe begleitet. Je nach Umfeld, in dem gemobbt wird, kann das beispielsweise der Trainer respektive die Trainerin, Jugendgruppenleitende oder die Jugendarbeit sein. Geschehen die Mobbingvorfälle in der Schule, sollte eine Lehrperson, die Schulleitung oder Schulsozialarbeit informiert werden. Gemeinsam können Lösungen gesucht und alle involvierten Schülerinnen und Schüler abgeholt werden. Wenn sich Eltern und Schule miteinander austauschen, wird Mobbing besser erkannt, gestoppt und aufgelöst. 

Unterstützung von Beratungsstellen

Mobbing ist oft komplex. Deshalb ist es manchmal schwierig, die nötige Hilfe im Umfeld des Kindes zu erhalten. Für gemobbte Personen gibt es verschiedene Anlauf- und Beratungsstellen. Eltern erhalten bei der Pro Juventute Elternberatung, der Opferhilfe oder der Präventionsfachstelle der Polizei Rat. Gemobbte Kinder und Jugendliche dürfen sich jederzeit ans 147 – Beratung und Hilfe für Kinder und Jugendliche wenden.

Kinder und Jugendliche einbeziehen

Auch wenn es noch so gut gemeint ist und Eltern ihre Kinder beschützen möchten, sollte nie über den Kopf des Kindes hinweg entschieden werden. Das kann ein Vertrauensverlust bedeuten. Gemobbte Kinder oder Jugendliche sollten immer in das weitere Vorgehen einbezogen werden. So kann das Kind mitentscheiden und fühlt sich handlungsfähig. Gemeinsam kann eine Strategie für eine nächste Mobbingsituation entwickelt werden, wie beispielsweise Hilfe holen, nicht selbst beleidigen oder weglaufen.

Manchmal sind auch Lehrpersonen oder Gruppenleitende mit Mobbing überfordert. In diesem Fall ist wichtig, dranzubleiben. Reagiert die Lehrperson nicht, sollte die Schulsozialarbeit oder die Schulleitung einbezogen werden. Eltern dürfen hier hartnäckig bleiben und sich jeweils an die nächst höhere Stelle wenden. Denn Mobbing ist für Kinder und Jugendliche sehr belastend und kann schwerwiegende Folgen für die psychische Gesundheit haben.

Strafbare Handlungen bei Mobbing

Einige Handlungen bei Mobbing sind gesetzliche Straftaten. Dazu gehören Drohungen und Erpressungen. Bei solchen Taten sollte Beweismittel gesammelt werden. Man kann aufschreiben, wer wann was gemacht hat und wer Zeuge war. Wenn über digitale Medien gemobbt wird, kann man Chatverläufe speichern oder Bildschirmfotos von diesen illegalen Handlungen erstellen. All das gesammelte Beweismaterial hilft den beratenden Personen oder der Polizei, um die Situation einzuschätzen und gegebenenfalls Massnahmen zu ergreifen.

Die Frage, ob man sich an die Polizei wenden oder Anzeige einreichen soll, kann nicht allgemein beantwortet werden. Es gilt zu berücksichtigen, dass die Polizei je nach Delikt reagieren muss. Mit einem rechtlichen Verfahren kann sich die Situation unter Umständen unnötig verschlimmern. Meist ist es besser, die Polizei erst einzuschalten, wenn andere Massnahmen erfolglos waren. Eine Möglichkeit wäre, erst anonym abzuklären, wie ein mögliches Vorgehen aussehen würde.

Tipps für Eltern 

  • Reden Sie mit Ihren Kindern über das Befinden in der Schule, mit Freunden, im Verein etc. Kinder, die wissen, dass es die Eltern interessiert, wie es ihnen geht, erzählen eher, wenn etwas nicht stimmt.
  • Seien Sie wachsam und achten Sie auf Veränderungen und Warnsignale.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind vorgängig über Mobbing und zeigen Sie ihm, wie man reagieren kann.
  • Leben Sie ein gewaltfreies Miteinander, Offenheit und Zivilcourage vor und beziehen Sie eine klare Stellung gegen Mobbing.
  • Ermutigen Sie Ihr Kind, für andere einzustehen und unfaires Verhalten nicht hinzunehmen.

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