Entwicklung & Gesundheit

Spielen Kleinkinder schon miteinander?

Im ersten Lebensjahr sind Babys noch mit sich selbst beschäftigt. Erst ab etwa anderthalb Jahren beginnen sich Kinder für den Kontakt mit Gleichaltrigen zu interessieren. Schubsen, schlagen, beissen gehören dazu und sind normal im Kleinkindalter.
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Zwei Kleinkinder am spielen.

Von aussen sieht es oft so aus, als ob Kleinkinder noch nicht miteinander, sondern eher nebeneinander spielen. Schaut man jedoch genau hin, erkennt man, dass bereits Ein- bis Zweijährige Interesse aneinander zeigen. Kleinkinder stehen viel stärker miteinander in Kontakt, als es auf den ersten Blick erscheint. Sie setzen sich über einen begehrten Spielgegenstand auseinander, interessieren sich für die Reaktionen des Gegenübers oder imitieren einander. 

Kindern geht es nicht anders als Erwachsenen: Nicht alle finden Kontakt zueinander. Sympathisch oder nicht, der erste Streit lässt oft nicht lange auf sich warten: Plötzlich wollen beide Kinder unbedingt das Feuerwehrauto haben, obwohl dieses zuvor unbeachtet umherlag. Mit Schubsen, Schlagen, Beissen und An-­den-­Haaren-­Reissen kann recht heftig darüber gestritten werden. Manche Kinder wehren sich, andere lassen gutmütig alles über sich ergehen. Streit gehört zum Leben. Ein Kind, das streitet, ist nicht «böse». 

Konflikte lösen will gelernt sein

Konflikte kann das Kleinkind nur handfest austragen, andere Konfliktlösungen muss es erst erlernen. Durch vielfältige Kontakte mit Kindern ergeben sich Übungs-­ und Erfahrungsmöglichkeiten. So merkt das Kind, was im Umgang mit anderen funktioniert und was nicht. Rasch entwickeln Mädchen und Jungen beachtliche Fähigkeiten, um kleine Konflikte miteinander zu lösen. Auch heftigere Streitereien sind meist so schnell, wie sie aufflammen, wieder vergessen. Mit der Zeit wissen Eltern immer besser, wann das Kind Unterstützung braucht und wann nicht.

Im Kleinkindalter ist es für das Kind noch nicht möglich zwischen «Dein» und «Mein» zu unterscheiden.

Wenn Kinder beissen

Eltern bleiben meist nicht unberührt von den kindlichen Streitereien. Je nachdem wie sich das eigene Kind verhält, empfinden sie Mitleid, Ärger oder Schuldgefühle. Vor allem Kinder, die beissen, lösen starke Gefühle und Reaktionen aus. Dieses sicherlich unangenehme Verhalten darf jedoch nicht dazu verleiten, das beissende Kind als «aggressiv» abzustempeln oder gar zu meiden. Viele kleine Kinder haben einmal eine «Beissphase».

Reagieren Sie energisch, wenn Ihr Kind beisst. Machen Sie ihm klar, dass sein Verhalten nicht akzeptierbar ist. Verzichten Sie darauf, ihm ebenfalls wehzutun, um zu zeigen, wie sehr beissen schmerzt. Weil das Kind noch nicht in der Lage ist, diesen Zusammenhang zu sehen, wäre es bloss verwirrt oder verunsichert. Geben Sie Ihrem Kind zu verstehen, dass Sie sein Verhalten nicht billigen, es aber trotzdem gernhaben.

Trösten, aber nicht dramatisieren

Weint Ihr Kind wegen einer unfreundlichen Begegnung, trösten Sie es. Obwohl es Zuwendung braucht, sollten Sie nicht übertrieben reagieren. Vielleicht ist Ihr Kind schon längst getröstet und der Schreck vorbei, während Sie sich noch über das Vorgefallene ärgern oder es bedauern. Allzu grosse Anteilnahme verleitet das Kind dazu, bei jedem kleinen Problem bei den Eltern Zuflucht zu suchen, anstatt selber zu reagieren.

Bleiben Sie, geduldig und appellieren Sie nicht an seine Vernunft, dafür ist es noch zu klein.

Umgang mit «Mein» und «Dein»

Im Kleinkindalter ist es für das Kind noch nicht möglich zwischen «Dein» und «Mein» zu unterscheiden. Auf Eigenes zu verzichten, muss erst gelernt werden. Was andere haben, erscheint oft besonders begehrenswert. Gibt der Spielpartner oder die Spielpartnerin das Gewünschte nicht freiwillig her, nimmt man es, mit mehr oder weniger grossem Krafteinsatz. Diese Reaktion ist normal und altersentsprechend. Trotzdem muss das Kind akzeptieren, dass es nicht alles haben kann. Bis es dies versteht, wird einige Zeit vergehen. 

Bleiben Sie, geduldig und appellieren Sie nicht an die Vernunft Ihres Kindes, dafür ist es noch zu klein. Besser ist, das Kind zu trösten, dessen Wunsch kein Gehör findet. Vielleicht lässt sich das Problem durch ein attraktives Tauschobjekt lösen. Oftmals geht es den Kindern nicht ums «Haben», sondern um die Reaktion des Gegenübers.

Zurückhaltung ist angesagt

Für die meisten Eltern ist es schwierig, streitenden Kindern zuzusehen und nicht sofort einzugreifen. Sich zurückzunehmen und abzuwarten, lohnt sich. Oft lösen die Kinder das Problem selber. Ihr Kind sollte lernen, wie es mit solchen Situationen umgehen kann. Schreiten Sie erst ein, wenn sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter nicht mehr zu helfen weiss. Zum Beispiel, wenn Sie beobachten, dass er oder sie sich von einem grösseren und stärkeren Kind bedroht fühlt. 

Nicht alle Eltern haben die gleiche Einstellung zum Umgang mit Konflikten. Teilen Sie sich mit, falls Ihre Zurückhaltung bei anderen Eltern auf Unverständnis stösst. Wichtig ist, gemeinsam herauszufinden, wann eines oder beide Kinder Hilfe brauchen.

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Elternbriefe 2./3. Lebensjahr

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Elternbrief 16 «Ihr Kind ist ein Jahr und sechs Monate alt».

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