Entwicklung & Gesundheit
Stand: 04.04.2024

Wackelzahnpubertät überstehen: Tipps für Eltern

In der Wackelzahnpubertät fahren die Gefühle der Kinder Achterbahn. Ein Sprichwort besagt: Wackeln die Zähne, wackelt die Seele. Denn zwischen Kindergarten und Schuleintritt stehen viele Veränderungen an. Erhalten Sie Tipps, wie Sie als Eltern ihren Kindern in der Wackelzahnpubertät Halt geben können.
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In der Wackelzahnpubertät brauchen Kinder viel Nähe.

«Morgen suche ich mir eine neue Familie», entrüstet sich die sechsjährige Sophia, als ihre Mutter nicht gerade Zeit hat, mit ihr die Bastelarbeit zu beenden. Fünf Minuten später kuschelt sie sich auf ihren Schoss. Gemeinsam schauen sie sich ein Bilderbuch an, als ob nichts gewesen wäre. In der Wackelzahnpubertät wechseln die Gefühle sehr schnell und äussern sich heftig. 

Nach der Autonomie- respektive Trotzphase befindet sich die Familie mit der sogenannten Wackelzahnpubertät bereits mitten in der nächsten Bewährungsprobe. Dabei haben die Eltern nichts falsch gemacht. Das Kind durchläuft gerade die nächste Phase der geistigen und körperlichen Entwicklung - ein kleiner Vorgeschmack auf die Pubertät.

Wackelzahnpubertät respektive 6-Jahres-Krise

Als Wackelzahnpubertät wird jene Phase bezeichnet, in der die Milchzähne wackeln und die Zähne ausfallen. Das ist im Alter von ungefähr fünf bis sieben Jahren der Fall. Andere Begriffe sind denn auch Milchzahnpubertät, Zahnlückenpubertät oder 6-Jahres-Krise. In dieser Zeit wachsen den Kindern hinter den Milchzähnen zudem die ersten bleibenden Backenzähne, die Sechsjahresmolaren. Beides kann Schmerzen und Verunsicherung auslösen.  

Grosse Veränderungen können Angst auslösen

Der Zahnwechsel und das Wachstum der Zähne sind nur der sichtbare Teil der Veränderung. Auch sonst ist einiges im Umbruch. Manche Kinder sind im Kindergarten das erste Mal für längere Zeit von den Eltern getrennt. Sie müssen sich in der Gruppe zurechtfinden und lernen, die Kindergartenlehrperson zu teilen. Das verlangt von den Kindern eine grosse Anpassungsleistung. Und mit dem Eintritt in die Schule steht schon bald eine weitere grosse Veränderung an. In der 6-Jahres-Phase fühlen sich die Kinder schon richtig gross. Manchmal aber auch noch sehr klein und verunsichert durch die bevorstehenden Schritte.

Wutanfälle in der Wackelzahnpubertät

Mit Hormonen wie bei der richtigen Pubertät hat die Wackelzahnpubertät nichts zu tun. In der 6-Jahres-Phase entwickeln sich die Kinder aber sehr schnell. In ihrem Kopf geht viel vor. Emotional sind sie mit dem Tempo der Entwicklung oftmals überfordert. Sie können ihre Emotionen noch nicht gut regulieren und reagieren plötzlich wieder sehr sensibel und empfindlich auf ihr Umfeld. Kleinigkeiten werfen sie aus dem Konzept, können Angst, Trauer oder Wut auslösen.

Wutausbrüche erfolgen vor allem zuhause, wo sich die Kinder sicher und geliebt fühlen. 

Wutausbrüche sind in dieser Zeit bei manchen Kindern an der Tagesordnung. Und diese erfolgen vor allem zuhause, wo sich die Kinder sicher und geliebt fühlen. Für die Eltern ist es nicht einfach, die Launen ihres Kindes auszuhalten. Wichtig ist, dass Erwachsene die Wutausbrüche nicht persönlich nehmen. Stattdessen lohnt es sich, zu fragen, was das Kind beschäftigt. Was will das Kind mit seinem Verhalten sagen? Nicht immer können seine Bedürfnisse befriedigt werden. Sie aber anzuerkennen und damit zu zeigen, dass das Kind gehört wird, ist ein erster Schritt.

Ein solcher Dialog könnte wie folgt aussehen: 

Kind: «Mami, darf ich einen Film gucken?»

Mutter: «Jetzt nicht. Such dir lieber etwas zum Spielen.»

Kind: «Du bist so gemein, nie darf ich Film gucken!»

Mutter: «Du hast doch gestern schon Fernsehen geguckt. Ich finde es nicht sinnvoll, wenn du jeden Tag etwas guckst.»

Kind: «Aber Emma darf auch jeden Tag gucken, du dumme Mama!»

Mutter: «Ich verstehe, dass du frustriert und verärgert bist, aber bei uns gelten andere Regeln. Wie wärs, wenn du heute etwas spielst, und morgen darfst du eine Folge Peppa-Wutz schauen?»

Grosses Bedürfnis nach Geborgenheit  

Kinder in der Wackelzahnpubertät brauchen viel Rückhalt. Wenn sie gerade nicht gereizt, wütend oder am Provozieren sind, suchen sie Nähe und Geborgenheit bei ihren Bezugspersonen. Klare Strukturen und Grenzen vermitteln den Kindern die nötige Sicherheit. Gleichzeitig fordern Kinder in der Wackelzahnpubertät vermehrt Selbstbestimmung. Sie möchten von den Eltern in Entscheidungen einbezogen werden und Verantwortung übernehmen. Grenzen werden in der 6-Jahres-Phase immer wieder aufs Neue getestet. 

Manchmal können Eltern und Geschwister dem Kind nichts recht machen. Es fühlt sich ungerecht behandelt, ohne dass das Kind im Moment genau weiss, was es bedrückt und was es möchte. Für Eltern eine schwierige Situation. Vielleicht tröstet es, zu wissen, dass es anderen Familien genauso geht und dass die Wackelzahnpubertät wie die Trotzphase vorbeigehen wird.

Tipps für Eltern im Umgang mit Wackelzahn-Pubertierenden

  • Versuchen Sie, ruhig zu bleiben, wenn das Kind wütend ist. Lassen Sie sich nicht auf einen Machtkampf ein. Sobald die Wut verraucht ist, lassen sich besser Lösungen finden. 
  • Was löst die kindliche Wut in Ihnen aus? Welche Strategien haben Sie, um Ihre eigene Frustration zu regulieren? Teilen Sie Ihre Tricks, wie beispielsweise auf zehn zu zählen oder innerlich «stopp» zu sagen, mit Ihrem Kind. 
  • Begleiten Sie das Kind in seiner Wut, sofern es das möchte. Vielleicht möchte es Sie in seiner Nähe oder Körperkontakt haben. Möglicherweise braucht es aber auch Abstand, möchte in seiner Wut allein sein und sucht erst nach dem Wutausbruch Ihre Nähe. 
  • Vereinbaren Sie gemeinsam Regeln. Diese werden von den Kindern meist besser eingehalten. Mehr zum Umgang mit Regeln und schwierigen Situationen erfahren Sie in diesem Artikel
  • Beziehen Sie Ihr Kind seinem Entwicklungsstand entsprechend in Entscheidungen ein. Besprechen Sie Abmachungen im Vorfeld gemeinsam. 
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