Familie & Gesellschaft
Stand: 25.10.2023

Angst wegen Kriegen und Konflikten – was tun, wenn die Psyche leidet?

Kriege und Konflikte lösen in der Schweiz oft grosse Betroffenheit aus. Viele Erwachsene aber auch Kinder und Jugendliche haben Angst vor Krieg. Erfahren Sie, was Sie tun können, wenn die Angst vor Krieg auf die Psyche schlägt und wie Sie Kindern und Jugendlichen in dieser Situation Halt geben.
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Trauriger Mann schaut aus dem Fenster.

Gibt es in einem anderen Land Krieg oder eskaliert ein Konflikt, sorgen wir uns. Viele Menschen fühlen sich den Ereignissen hilflos ausgeliefert. Trauer vermischt sich mit Unsicherheit und führt nicht selten zu Gefühlen von Ohnmacht. In einer solchen Situation Angst zu haben, ist völlig normal. Vielleicht sorgen wir uns um Verwandte oder Freunde, die im Kriegsgebiet leben, geflohen sind oder sich verstecken müssen. 

Doch wie können wir mit dieser Angst und Hilflosigkeit umgehen? Oftmals hilft es schon, sich mitzuteilen und die Gefühle im Gespräch einordnen zu können. Helfen kann auch, eine Übersicht über die Lage zu gewinnen. Was ist wirklich los? Welche Gefahr ist real und was gehört ins Reich der Falschmeldungen? Gerade bei Krieg und Konflikten kursieren neben gesicherten Informationen viele Fake News.

Den Kindern Ruhe und Sicherheit vermitteln

Haben Erwachsene Angst vor Krieg, belastet das die Familie. Kinder schnappen Gesprächsfragmente auf, selbst wenn sie ins Spiel vertieft erscheinen. Sie spüren, wenn die Eltern unsicher sind. Deshalb ist es ratsam, Gespräche über Kriege und Konflikte, die möglicherweise Angst einflössen, im Beisein von Kindern zu vermeiden. Das Thema Konflikte von den Kindern komplett fernzuhalten ist jedoch weder realistisch noch zielführend. Stellen die Kinder von sich aus Fragen, sollten Eltern und Bezugspersonen in kindgerechten Worten erklären, was Krieg bedeutet.

Haben Erwachsene Angst vor Krieg, belastet das die Familie. Kinder schnappen Gesprächsfragmente auf, selbst wenn sie ins Spiel vertieft erscheinen. Sie spüren, wenn die Eltern unsicher sind. 

Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, das Gesehene und Gehörte einordnen zu können. Dabei sind sie auf Unterstützung angewiesen. Eltern sollten Ruhe und Sicherheit vermitteln. Ohne Panik zu schüren, dürfen sie zugeben, dass sie Angst vor einem Krieg haben. Möglicherweise tauchen Fragen zum Thema Tod auf. Auch hier sollten Eltern ehrlich sein.

Hilflosigkeit in Taten umwandeln

Um der Angst vor dem Krieg entgegenzuwirken und nicht hilflos zuzusehen, möchten viele Menschen etwas tun. Hilfsorganisationen sammeln Spenden für Menschen vor Ort und auf der Flucht. Mancherorts bilden sich auch lokale Netzwerke, um Menschen im Kriegsgebiet oder Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in der Schweiz zu unterstützen.

Wenn die psychische Belastung zu gross wird

In Krisenzeiten kann es sein, dass die Belastung zu gross wird. Halten bedrückende Gefühle und Gedanken wochenlang an, sollte man sich professionelle Hilfe holen. Fachpersonen können helfen, wieder Zuversicht zu gewinnen.

Nicht nur Erwachsene leiden in Krisensituationen, sondern auch Kinder und Jugendliche. Bilder und Videos von Kriegshandlungen können Panikattacken oder Zukunftsangst auslösen. Wirken Kinder oder Jugendliche über längere Zeit antriebslos oder ziehen sich vermehrt zurück, ist dies ein Alarmzeichen.

Leidet das eigene Kind oder der Partner/die Partnerin unter der belastenden Situation ist es ratsam, das Problem behutsam anzusprechen und Hilfe anzubieten. Eltern und Erziehungsberechtigte können sich vertraulich per Telefon oder online an die Pro Juventute Elternberatung wenden. Kinder und Jugendliche erhalten per Telefon, Chat, SMS oder E-Mail kostenlose Unterstützung beim 147.ch.

Sich etwas Gutes tun

In den Nachrichten und sozialen Medien sind Konflikte oft sehr präsent. Damit die Angst vor einem Krieg nicht überhandnimmt, sollten bewusst medienfreie Zeiten eingeschaltet werden. In diesen kann man sich ablenken und sich etwas Gutes tun: Ein spannendes Buch lesen, Sport betreiben, einen Spaziergang machen oder sich einen schönen Blumenstrauss kaufen. Auch ein gemeinsamer Ausflug in die Berge, den Zoo oder ins Museum bringt Familien auf andere Gedanken und rückt Konflikte in den Hintergrund.

Besonders belastend ist die Situation, wenn Angehörige oder Freunde in Krisengebieten leben und in Gefahr sind. Trotz der Sorge um sie, ist es wichtig, an die eigene psychische Gesundheit zu denken. Selbstfürsorge darf erfolgen, ohne dass man deswegen ein schlechtes Gewissen haben muss. Denn nur wenn es mir selbst gut geht, kann ich für andere da sein.

Tipps für Eltern

  • Sprechen Sie mit Ihren Kindern über ihre Sorgen und Ängste. Zeigen Sie ihnen, dass sie damit nicht allein sind. Möglicherweise fällt es einfacher, während eines Spaziergangs über Gefühle zu sprechen.
  • Kindern kann es helfen, wenn sie in dieser Situation der vielen negativen Nachrichten, etwas Gutes tun können. Das muss nicht zwingend in Zusammenhang mit dem Konflikt stehen. Vielleicht kann der Nachbarin oder dem Nachbarn eine Freude bereitet oder Unterstützung angeboten werden.
  • Haben Sie Angehörige oder Freunde im Kriegsgebiet? Vielleicht möchten Ihre Kinder mit ihnen telefonieren, schreiben oder eine Videobotschaft schicken? Ist das nicht möglich, hilft es ihnen vielleicht, wenn sie eine Kerze anzünden dürfen, um so ein Zeichen zu setzen, dass sie an sie denken.
  • Leidet Ihr Kind mit, weil ein Freund oder eine Freundin Angst vor Krieg hat oder sich um Familienangehörige sorgt? Ermutigen Sie Kinder und Jugendliche, füreinander da zu sein. Fragen Sie zum Beispiel, was dem Freund/der Freundin guttun würde.
  • Kinder sollen spüren, dass es in Ordnung ist, wenn sie lachen, sich freuen und den Krieg eine Weile vergessen. Regeln und Routine helfen ihnen, Normalität zu wahren und negative Gefühle zu regulieren. 
  • Für Kinder kann es hilfreich sein, sich den Kummer von der Seele zu schreiben oder die Angst vor einem Krieg in einer Zeichnung festzuhalten.

Informationen und Unterstützung für Flüchtlinge:

Staatssekretariat für Migration SEM: Informationen zum Krieg in der Ukraine – und zur Schweizer Hilfe.

Informationen für Menschen aus der Ukraine | migesplus.ch: Hier finden Sie Informationen zu Trauma und Flucht, Flucht und Asyl, Gesundheit, psychische Gesundheit etc.

Infobox Migration | Plattform für freiwillig Engagierte im Asyl- und Migrationsbereich (infobox-migration.ch): Hier finden Sie wichtige Informationen für freiwillig Engagierte und Kontakte zu verschiedenen Organisationen.

Freiwilligenarbeit mit Flüchtlingen | engagiert-migration.redcross.ch: Plattform für Freiwillige. Kontaktmöglichkeiten und Einsätze für Freiwillige.

Vermittlung von Unterkünften an Schutzsuchende - fluechtlingshilfe.ch Unterstützung für Gastfamilien
 
 

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