Warum ist Mama oder Papa so komisch?
Wenn ein Elternteil psychisch erkrankt, gerät die Welt für die ganze Familie aus den Fugen. Das Verhalten der Mutter oder des Vaters wirkt rätselhaft und unheimlich. Ratlos fragen sich die Kinder: Warum steht Mama morgens nicht mehr auf? Weshalb liegt sie auch mittags noch im Bett? Weshalb sitzt Papa einfach da und schaut durch mich hindurch? Warum laht er nie mehr und hat aufgehört, mich zu knuddeln?
Kinder fühlen sich verunsichert
Psychisch kranke Menschen verlieren den Bezug zur Realität. Betroffene sind meist nicht mehr in der Lage, Empathie zu zeigen und auf andere zuzugehen. Von Natur aus wollen Kinder aber geliebt werden, Nähe, Zuwendung, Aufmunterung und Trost erhalten. Wenn gewohnte Verhaltensmuster wegfallen, fühlen sich Kinder verunsichert. Plötzlich wissen sie nicht mehr, wie es sein wird, wenn sie aus dem Kindergarten oder von der Schule nach Hause kommen. Diese Ungewissheit löst ein ständiges Unbehagen aus.
Kinder entwickeln schnell Schuldgefühle
Obwohl Kinder hautnah erleben, dass es einem Elternteil nicht gut geht, können sie diese Veränderungen nicht einordnen. Oft fühlen sie sich persönlich verantwortlich und suchen die Schuld bei sich selbst. So manches Kind ist der Meinung, dass es der Mutter oder dem Vater so schlecht gehe, weil es nicht immer gehorcht hat oder stets eine Unordnung im Zimmer veranstaltet. Damit Kinder keine falschen Schuldgefühle aufbauen oder sich in ein Schneckenhaus zurückziehen, sollen sie ihrem Alter entsprechend über die Krankheit aufgeklärt werden.
Kinder dürfen fröhlich sein
Weil der Umgang mit einem psychisch kranken Menschen auch der Partnerin oder dem Partner viel abverlangt, fühlen sich Kinder nicht selten mit ihren Sorgen und Nöten alleingelassen. Unter Umständen beginnen sie sich zunehmend zu isolieren. Wichtig wäre jedoch, dass Kinder aussprechen was sie bedrückt und keinen Mantel des Schweigens überziehen. Trotz der Krankheit eines Elternteils haben Kinder ein Anrecht darauf, fröhlich zu sein, Freundschaften zu pflegen und Spass zu haben.
Sich als Familie helfen lassen
Familien, die sich gegen aussen öffnen, machen es sich und anderen einfacher. So wird das Stigma, das psychischen Erkrankungen lange anhaftete, endgültig fallen. Je mehr Verständnis unsere Gesellschaft für diese Krankheiten entwickelt, umso besser können betroffene Kinder und ihre Angehörigen unterstützt werden. Mit drei Ratgebern informiert Pro Juventute Eltern, Kinder und Jugendliche. Inhalt und Tonalität jeder Broschüre sind auf die Betroffenen zugeschnitten.
Tipps für Eltern
- Damit Kinder keine falschen Schuldgefühle aufbauen, sollen sie ihrem Alter entsprechend über die psychische Erkrankung der Mutter, des Vaters aufgeklärt werden.
- Weil der Umgang mit einem psychisch kranken Menschen auch der Partnerin oder dem Partner viel abverlangt, fühlen sich Kinder nicht selten mit ihren Sorgen und Nöten alleingelassen. Achten Sie darauf, dass Kinder aussprechen was sie bedrückt.
- Auch wenn ein Elternteil krank ist, Kinder haben ein Anrecht darauf, fröhlich zu sein, Freundschaften zu pflegen und Spass zu haben.
- Für die Kinder ist es wichtig, dass Sie sich als Familie nicht isolieren Sprechen Sie mit Verwandten, Freunden, Lehrpersonen, Nachbarn über die Krankheit und nehmen Sie auch Hilfe in Anspruch.
Eine erste Fassung dieses Textes ist im ElternMagazin Fritz+Fränzi erschienen.