Mit Kindern über den Tod sprechen

Bei einem Todesfall fühlen sich viele Eltern verunsichert, ob und wie sie mit ihren Kindern darüber sprechen sollen. Am liebsten würden sie das Thema Tod von ihren Kindern fernhalten. Doch sind Gespräche wichtig. Kinder spüren sofort, dass etwas nicht stimmt oder, dass es den Eltern nicht gutgeht. Spricht man mit ihnen nicht darüber, können sie die Ereignisse noch weniger einordnen und machen sich eigene Gedanken dazu. Das kann Ängste auslösen. Denn ihre Interpretationen des Geschehens sind womöglich noch viel beängstigender und belastender als die Wirklichkeit.
Wie spreche ich mit einem Kind über den Tod?
Achten Sie beim Gespräch auf folgende Punkte:
- Informieren Sie die Kinder ehrlich über das, was passiert ist.
- Vermeiden Sie beschönigende Formulierungen wie «eingeschlafen», «weggegangen», etc um den Tod zu beschreiben. Gerade jüngere Kinder nehmen alles wörtlich und verstehen den symbolischen Charakter von solchen Aussagen nicht und könnten dadurch Ängste entwickeln.
- Sie können sagen, dass die verstorbene Person «tot» oder «gestorben» ist. Bei jüngeren Kindern ist es wichtig zu erklären, was es bedeutet, wenn eine Person tot ist: Informieren Sie über die Endgültigkeit des Todes, dass der Verstorbene nie mehr zurückkommen wird. Dies unterstützt den Trauerprozess.
- Geben Sie so viele Informationen wie nötig und so wenig wie möglich, um das Kind nicht zu überfordern. Zunächst braucht das Kind nur die Information, dass die verstorbene Person gestorben ist.
- Lassen Sie sich beim Gespräch von den Fragen der Kinder leiten und beantworten Sie alle Fragen. Geben Sie es zu, wenn Sie etwas nicht wissen. Sie könnten das Kind in einem solchen Fall fragen, was es denkt bzw. sich vorstellt.
- Sprechen Sie die eigenen Gefühle und die des Kindes an und normalisieren Sie diese.
- Vermitteln Sie den Kindern Hoffnung und Sicherheit.
- Da Kinder sich schnell für alles verantwortlich fühlen, ist es wichtig, dass Sie mögliche Schuldgefühle ansprechen. Versichern Sie den Kindern, dass sie nicht schuld sind am Tod des Verstorbenen.
- Zwingen Sie die Kinder nicht zum Reden, aber sagen Sie ihnen, dass ein Gespräch jederzeit möglich ist.
Über Suizid in der Familie sprechen
Nach einem Suizid in der Familie oder im Freundeskreis stehen viele Eltern vor der schwierigen Frage, ob und wie sie mit ihren Kindern darüber sprechen sollen. Zu wissen, wie eine Person gestorben ist, ist für den Trauerprozess wichtig. Wenn wichtige Informationen fehlen oder verschwiegen werden, kann das bei Kindern zu Verunsicherung führen. Kinder spüren zudem meist sehr genau, wenn ihnen etwas verheimlicht wird. Das Verschweigen oder Verheimlichen der Todesumstände kann daher das Vertrauen in die Eltern erschüttern und die Beziehung belasten.
Es ist wichtig, Worte zu wählen, die das Kind versteht und mit denen Sie sich wohlfühlen. Viele Kinder kennen den Begriff «Suizid» nicht. Eine mögliche Erklärung könnte sein: «Die verstorbene Person hat etwas getan, damit sie nicht mehr lebt oder damit ihr Körper aufhört zu leben.».
Kinder brauchen nach einem Suizid zwei zentrale Botschaften:
- Du trägst keinerlei Schuld am Suizid.
- Die verstorbene Person hat dich geliebt, auch wenn sie in grosser Not war.
Zudem ist es – gerade bei Jugendlichen – wichtig, deutlich zu machen, dass es immer andere Möglichkeiten gibt, um mit schwierigen Situationen umzugehen und dass es wichtig ist, sich in schweren Zeiten jemandem anzuvertrauen und sich Unterstützung zu holen.
Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre «Den Kindern helfen. Wie Sie Kinder nach einem Suizid unterstützen können».
Wie Kinder trauern
Es hängt vom jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder ab, wie sie den Tod begreifen. Kinder trauern anders als Erwachsene. Sie trauern nicht kontinuierlich, sondern auf eine sprunghafte Weise. Ihre Gefühle wechseln sich ab. Dadurch dass die Trauer immer wieder unterbrochen wird, kann sie länger dauern als bei Erwachsenen. Zudem verfügen Kinder über eingeschränkte Fähigkeiten, ihre Gefühle zu verbalisieren und belastende Gefühle über einen längeren Zeitraum auszuhalten. Deshalb brauchen sie kindgerechte Ausdrucksformen für ihre Trauer und trauerfreie Zeiten (z.B. Spiel- und Ablenkungsmöglichkeiten). Jedes Kind ist anders und es ist wichtig, jedem seine eigene Trauer zuzugestehen.
Wie kann ich einem trauernden Kind helfen?
- Behalten Sie den normalen Tagesablauf bei und sorgen Sie für klare Strukturen und Grenzen. Das vermittelt Sicherheit.
- Geben Sie den Kindern Zuwendung.
- Zeigen Sie Ihre Gefühle. So merken die Kinder, dass es in Ordnung ist, traurig zu sein und Gefühle zu zeigen.
- Beteiligen Sie die Kinder an Entscheidungen. Das verstärkt das Gefühl von Kontrolle und vermindert das Gefühl der Hilflosigkeit.
- Lassen Sie die Kinder an der Beerdigung teilnehmen, wenn sie es möchten und es möglich ist. Denn dies ist eine gute Gelegenheit, um Abschied zu nehmen und den Tod besser zu begreifen. Bereiten Sie Ihr Kind darauf vor. Es kann zudem hilfreich sein, wenn die Kinder von einer Vertrauensperson, die weniger betroffen ist, begleitet und betreut werden.
- Lassen Sie die Kinder malen, modellieren, spielen, etc., um den Tod besser zu begreifen und ihre Gefühle auszudrücken.
- Geben Sie den Kindern die Möglichkeit, sich zu verabschieden.
Was gibt es für Abschiedsrituale für Kinder?
Rituale können beim Abschiednehmen und beim Umgang mit negativen Gefühlen helfen. Wichtig ist, dass die Kinder begleitet werden.
- Den Sarg gemeinsam verschönern und gestalten, etwas malen, zeichnen oder aufkleben.
- Den Verstorbenen nochmals anfassen oder ihm etwas zum Abschied sagen
- Den Verstorbenen einen Abschiedsbrief schreiben oder Zeichnungen malen und in den Sarg legen
- Luftballon mit einer Botschaft an den Verstorbenen fliegen lassen
- Erinnerungsbuch oder -kiste zusammenstellen (z.B. mit Erinnerungsstücken, «Lieblingserinnerungen», «Was man noch sagen wollte»); das Erinnerungsalbum «Ich habe dich im Herzen» von Petra Jenni-Furrer eignet sich zum Beispiel hierfür sehr gut.
- Ein Fotoalbum gestalten.
- Den Kindern aus einem Kinderbuch zum Thema Tod und Abschiednehmen vorlesen
Wo kann ich Unterstützung holen?
- Kinder und Jugendliche wenden sich kostenlos und vertraulich per Telefon (Nummer 147), Whatsapp oder E-Mail an die Beratung + Hilfe 147.
- Eltern und Erziehungsberechtigte wenden sich vertraulich per Telefon (Nummer 058 261 61 61), WhatsApp oder E-Mail an die Pro Juventute Elternberatung.
- Mit dem Witwen-, Witwer- und Waisenfonds unterstützt Pro Senectute Hinterbliebene mit Kindern sowie Halb- und Vollwaisen in finanzieller Not.