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WhatsApp ist einfach bedienbar – aber nicht unproblematisch

Seit WhatsApp die Nutzungsbedingungen angepasst hat, sammelt der Messenger-Dienst fleissig Daten und teilt sie mit anderen Facebook-Firmen. Was sind die Konsequenzen in Bezug auf die Sicherheit und welche Alternativen gibt es?
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Ab welchem Alter können Kinder WhatsApp nutzen? Jetzt mehr dazu erfahren.

WhatsApp gehört laut der aktuellen JAMES Studie zu den meistgenutzten Messenger-Diensten bei Jugendlichen in der Schweiz. WhatsApp ist einfach bedienbar und kostenlos. Unproblematisch ist die App, die zum Meta-Konzern (ehemals Facebook) gehört, aber nicht. Zwar bezahlt man als Userin und User kein Geld für den Dienst, profitabel ist die App aber trotzdem. Denn WhatsApp sammelt sehr viele Daten (siehe dazu auch Artikel «So lernen Kinder ihre Daten im Internet zu schützen») aller Nutzerinnen und Nutzer, die der Firma letztendlich viel Geld einbringen.

Bezahlt wird bei WhatsApp mit Daten

Seit WhatsApp im Mai 2021 die Nutzungsbedingungen angepasst hat, werden alle auf dem Smartphone gespeicherten Kontaktdaten sowie die Daten über die Nutzung (Zeitpunkt, Dauer etc.) heruntergezogen und zur Auswertung an Meta übermittelt. Zwar werden in der EU und der Schweiz dank der Datenschutzgrundverordnung (DSVGO) weniger Daten mit WhatsApp geteilt als in anderen Ländern. So dürfen die Daten beispielsweise nicht für Werbezwecke verwenden. 

Trotzdem ist das heikel. Denn meist sind sich Nutzerinnen und Nutzer zu wenig bewusst, dass nicht nur die eigenen Daten, sondern auch Angaben aller gespeicherten Kontakte übermittelt werden. Kombiniert mit weiteren Daten der verknüpften Plattformen Facebook und Instagram ergibt das ein immer klareres Bild über das Nutzungsverhalten jedes einzelnen. 

WhatsApp ist einfach bedienbar und kostenlos. Unproblematisch ist die App aber nicht. 

Fehlender Datenschutz bei Chats mit fremden Personen

Heikel bei WhatsApp ist auch, wenn Kinder in einen Gruppe-Chat eingeladen werden. Wird man einem Gruppenchat hinzugefügt, haben alle Userinnen und User des Chats Zugriff auf die Telefonnummer und teilweise auch auf das Foto und den Namen des Kindes. Je nachdem können dies auch Personen sein, die das Kind nicht kennt. Bei WhatsApp kann eine Gruppen-Mitgliedschaft nicht abgelehnt werden, man kann erst nach dem «Hinzugefügt werden» wieder austreten. Persönliche Daten können so schnell und ungewollt in falsche Hände geraten.

Vorfälle mit pädokriminellem Charakter sollten der Meldestelle gegen Pädokriminalität im Netz gemeldet werden.

WhatsApp erst ab 16 Jahren 

Der Hinweis in der App ist eindeutig: Unter 16 Jahre dürfen Jugendliche WhatsApp nicht nutzen. Die 2018 vorgenommene Änderung der Altersbeschränkung von 13 auf 16 Jahren ist für WhatsApp in erster Linie eine Frage der Haftung. WhatsApp musste das Mindestalter ändern, damit die App auch nach der Einführung des DSVGO in Europa genutzt werden kann. Die Altersregelung ist auch nicht in allen Ländern gleich. Dem Konzern scheint es also nicht um den Schutz der Jugendlichen zu gehen.

Rechtliche Konsequenzen hat die Nutzung von WhatsApp für unter 16-Jährige jedoch keine. Im Schweizer Gesetz stellt das Schummeln bei der Altersangabe keinen Tatbestand dar, der unter Strafe steht. Gibt man aber ein falsches Alter an, verletzt man die Nutzungsbedingungen von WhatsApp. Bei einer allfälligen Prüfung könnte WhatsApp als Massnahme für das Unterschreiten des Mindestalters die Nutzung der App einschränken oder blockieren. 

Vorgaben zum Mindestalter beachten

Das Mindestalter 16 ist keine Altersempfehlung. Denn Altersempfehlungen, wie sie bei Filmen und Computerspielen geläufig sind, basieren auf Kriterien, welche den Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen berücksichtigen. Bei den Nutzungsbedingungen von WhatsApp fehlen definierte Kriterien komplett. Trotzdem: Wenn Eltern ihrem Kind WhatsApp erlauben, sollten sie das Alter des Kindes berücksichtigen. Über WhatsApp verbreiten sich schnell Inhalte, die für ein Kind ungeeignet oder nicht altersgerecht sind. 

Alternative Apps zu WhatsApp gibt es

Als Alternative zu WhatsApp könnte man einen Messenger-Dienst suchen, der mehr Wert auf Datenschutz legt. Zunehmend im Trend sind beispielsweise «Threema» oder «Signal». Bei der Wahl einer App sind neben den Nutzungsbedingungen jedoch auch die eigenen, familiären Werte entscheidend und was im Umfeld des Kindes genutzt wird. Wenn der Freundeskreis nicht oder nicht so schnell wechselt, kommuniziert man wahrscheinlich je nach Vorliebe der Personen auf verschiedenen Kanälen. Schlussendlich entscheiden die Eltern, ob ihr Kind reif genug ist, WhatsApp respektive andere Apps zu nutzen. 

Tipps für Eltern

  • Seien Sie offen für Fragen Ihres Kindes zu digitalen Medien. Zeigen Sie, dass Sie es schätzen, wenn Ihr Kind auch mit heiklen Fragen zu Ihnen kommt. Eine positive Beziehung erleichtert es Ihrem Kind, heikle Thema anzusprechen, weil es keine moralisierenden Diskussionen oder Verbote befürchten muss.
  • Diskutieren statt Verbieten. Informieren Sie sich über die Nutzungsbedingungen der Apps. Definieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Regeln zur Nutzung von WhatsApp.    
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Nutzung von Smartphone und Internet-Diensten und erklären Sie worüber Sie sich Sorgen machen.
  • Prüfen Sie Alternativen. Oft wird ein Messenger-Dienst vom ganzen Umfeld des Kindes genutzt. Dann ist es nicht sinnvoll, wenn Ihr Kind alleine wechselt. Vielleicht ist jetzt die Zeit für einen Wechsel gekommen. Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus. 
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