Medien & Internet

Ab wann spricht man von einer Gamesucht?

Spielt Ihr Kind in seiner Freizeit nur noch Computerspiele? Fürchten Sie, dass es süchtig nach Games ist? Erfahren Sie, ob es sich dabei um eine Gamesucht handelt und erhalten Sie Tipps für einen gesunden Umgang mit Computerspielen.
Image
Jugendlicher ist während dem Essen am Gamen.

Digitale Spiele ziehen Kinder und Jugendliche in den Bann. Oft sind Games so geschickt aufgebaut, dass man den Controller beziehungsweise das Smartphone nicht mehr beiseitelegen möchte. Es ist wie bei einem spannenden Buch, das ungemein fesselt.

Gewisse Games sind echte Zeitfresser. Wenn man beispielsweise alle zwanzig Minuten einen Klick machen muss, um ein Volk weiterzuentwickeln oder die anstehende «Ernte» einzufahren, kann der ganze Tagesablauf von einem Spiel bestimmt werden. Bei Computerspielen besteht das Risiko darin, dass Kinder und Jugendliche (aber auch Erwachsene) zu viel Zeit ins Gamen investieren und der Alltag darunter leidet. Wer viel spielt, riskiert, die Zeit zu vergessen, Wichtiges zu versäumen oder Dinge zu vernachlässigen.

Dieser Text gehört zur Themenreihe «Welt der Games». In diversen Beiträgen werden verschiedene Aspekte wie Chancen, Risiken und Faszination rund um digitale Spiele beleuchtet. Allgemeine Tipps und Empfehlungen im Umgang mit digitalen Spielen werden im Beitrag «Hilfreiche Tipps zum Thema Gamen für Eltern» vermittelt.

Symptome einer Gamesucht

Doch auch wenn Kinder und Jugendliche intensiv spielen, handelt es sich nicht immer um ein suchtartiges und schädliches Verhalten. Oft ist es eine Phase, die vorübergeht. Wird ein anderes Hobby aktuell, kann dieses das Gamen rasch ersetzen. Wichtig ist, dass neben dem Gamen noch andere Freizeitaktivitäten Platz haben und der Tagesablauf abwechslungsreich bleibt. 

Fachleute warnen darum davor, vorschnell von Spielsucht zu reden. Und doch ist hellhörig sein wichtig. Denn Kinder und Jugendliche spüren oft nicht von selbst, wie eine gesunde und ausgewogene Mediennutzung aussieht. Deshalb müssen Erziehungsberechtigte auf eine gesunde Regulierung achten.

Hellhörig sollten Eltern werden, wenn Kinder und Jugendliche ...

  • ... so viel Zeit mit Computerspielen verbringen, dass sie wichtige Dinge wie Hausaufgaben, die Schule oder Ausbildung vernachlässigen, die Motivation fehlt und die Leistungen zurückgehen.
  • ... übermüdet sind, weil sie bis spät in die Nacht spielen, sich der Tag-Nacht-Rhythmus verschiebt und sie zu wenig Schlaf bekommen.
  • .... Kontakte zu Freundinnen und Kollegen vernachlässigen oder aufgeben.
  • ... ein gestörtes Essverhalten entwickeln oder sich körperliche Veränderungen wie Gewichtsveränderungen zeigen.
  • ... mit Entzugserscheinungen reagieren, wenn sie nicht spielen können und unzufrieden oder nervös sind.
  • ... sich über längere Zeit nur noch mit dem Thema Computerspiele befassen, selbst wenn sie nicht am Spielen sind.
  • ... ihr Gameverhalten verheimlichen und vom Thema ablenken, wenn es angesprochen wird.

Dani erklärt: Mein Kind ist nur am Gamen. Was kann ich tun?

Weitere Videos zu unterschiedlichen Fragen aus dem Bereich Medienkompetenz finden Sie hier

Weshalb machen Computerspiele süchtig?

Es ist noch nicht hinreichend geklärt, wie fest ein suchtartiges Verhalten beim Gamen mit Zwang zu tun hat. Ebenso wenig wie sehr einzelne Games süchtig machen. Klar scheint, dass vor allem belastete Kinder und Jugendliche beim Gamen den Drang haben, in eine andere Welt zu flüchten und Alltagsprobleme zu vergessen. Zudem sprechen Games sehr direkt das Belohnungszentrum im Gehirn an. So beispielsweise durch kleine Erfolge wie eine steigende Punktezahl oder das Erreichen eines neuen Levels. 

Studien zeigen, dass die Art der Belohnung innerhalb eines Spiels zentral ist für die Entwicklung einer Abhängigkeit. Neben der Belohnung gibt es noch weitere Kriterien, die suchtfördernd sein können. Beispielsweise, wenn Computerspiele so aufgebaut sind, dass zum Weiterkommen das Zusammenspiel mit anderen Personen notwendig ist oder durch Spielpausen Errungenschaften verloren gehen. 

WHO definiert Gamesucht folgendermassen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2018 «Gaming Disorder», also Gamesucht, als Krankheitsbild aufgenommen und definiert. Ab wann jemand süchtig nach Computerspielen ist, lässt sich aber nicht so einfach sagen. Klar ist, dass die Diagnose zur Computerspielsucht durch eine Fachperson erfolgen muss. Um eine Gamesucht handelt es sich gemäss WHO, wenn das Spielverhalten über einen Zeitraum von mehreren Monaten diese drei Kriterien erfüllt:

  1. Das Spielen gewinnt mehr und mehr an Priorität und andere Freizeitaktivitäten werden vernachlässigt.
  2. Die Kontrolle über die Dauer, die Häufigkeit, den Beginn oder die Intensität des Gamens geht zunehmend verloren.
  3. Selbst negative Konsequenzen, zum Beispiel in der Schule oder im Beruf halten nicht vom Spielen ab.

Tipps für Eltern

  • Nehmen Sie Ihre Vorbildrolle wahr und leben Sie Ihren Kindern ein abwechslungsreiches Leben vor.
  • Definieren Sie mit Ihrem Kind klare Regeln zur Mediennutzung und achten Sie darauf, dass diese eingehalten werden. Empfehlungen zu Bildschirmzeiten geben Orientierung. 
  • Warten Sie nicht zu lange, wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind Anzeichen einer Computerspielsucht zeigt.  Sprechen Sie Ihre Tochter, Ihren Sohn darauf an und äussern Sie Ihre Sorgen und Ängste.
  • Reagieren Sie, wenn der Game-Konsum ausser Kontrolle gerät und holen Sie sich rechtzeitig Hilfe.
  • Mehr Informationen und Tipps zu Onlinesucht finden Sie auf Jugend und Medien und im Artikel Wann wird die Handynutzung zur Sucht?.

Die Themenreihe «Welt der Games» entstand in enger Zusammenarbeit mit Simon Staudenmann und Renato Hüppi von Gameinfo.

Jetzt spenden