Medien & Internet

Aktiv werden gegen Cybermobbing

Fast jedes Kind erlebt einmal Cybermobbing – sei dies als Zuschauerin oder Zuschauer, gemobbte oder mobbende Person. Erfahren Sie, wie Sie Ihr Kind gegen Mobbing unterstützen können und was Sie tun können, wenn Ihr eigenes Kind mobbt.
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Mutter mit Tochter_Cybermobbing

Mobbing und Cybermobbing haben eine enorm negative Einwirkung auf die psychische Gesundheit der gemobbten Person. Es hinterlässt Spuren in der Biografie dieser Menschen. Betroffen von Mobbing ist aber nicht nur die gemobbte Person, sondern sind auch die Zuschauenden oder die mobbende Person. 

Mobbing ist ein Gruppenphänomen – meist entsteht Mobbing in einer Gruppe, die über eine längere Zeit zusammen ist. Deshalb kommt Mobbing und Cybermobbing oft in einer Gruppe vor: In der Schule oder einem Mannschaftsteam, an der Arbeitsstelle und in ähnlichen Konstellationen. 

Es braucht präventive Aufklärung für Kinder, Jugendliche und Bezugspersonen, was für Auswirkungen Mobbing hat, wie man es erkennt und wie man dagegen reagieren kann.

Prävention von Mobbing

Ingrid Broger leitet bei Pro Juventute Medienkompetenz Schulworkshops. «Frage ich die Kinder und Jugendlichen in unseren Schulworkshops, haben leider fast alle schon einmal Mobbing oder Cybermobbing erlebt. Die meisten als Zuschauende. Aber jedes Mal melden sich auch mindestens zwei Kinder pro Klasse, die selbst schon gemobbt wurden.» 

Deshalb plädiert die Expertin für Medienkompetenz dafür, sich mit dem Thema Mobbing respektive Cybermobbing zu beschäftigen: «Es braucht präventive Aufklärung für Kinder, Jugendliche und Bezugspersonen, was für Auswirkungen Mobbing hat, wie man es erkennt und wie man dagegen reagieren kann. Ich empfehle Eltern und weiteren Bezugspersonen, sich vorsorglich über Mobbing und Cybermobbing zu informieren, damit sie die Kinder und Jugendlichen bei einer Mobbingsituation bestmöglich unterstützen können.»

Tipps und Informationen für Jugendliche

Fünf Tipps gegen Cybermobbing

Informieren und darüber sprechen

Sprechen Sie präventiv über das Thema Hass und Mobbing im Internet. Dafür ist es wichtig, dass Sie selbst gut über Cybermobbing und die gesetzlichen Grundlagen informiert sind. Im Gespräch mit Ihnen spürt das Kind Ihre Haltung. Wenn Sie darüber hinaus ein gewaltfreies Miteinander und Zivilcourage vorleben und klar Stellung gegen Mobbing und Hasskommentare beziehen, stärkt das Kinder und Jugendliche, bei Vorfällen zu reagieren.

Gefühle und Bedenken ansprechen

Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, dass ihre Gefühle und Ängste verstanden und akzeptiert werden. Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich unsicher, wenn sie Mobbing beobachten. Sie hoffen, dass jemand etwas tut. Denn sie selbst wissen nicht, wie sie reagieren sollen oder haben grosse Angst, dass sie bei einer Gegenreaktion in die Schusslinie geraten könnten. Diese Ängste sind berechtigt. Es kann sein, dass Helfende angegriffen werden oder sich die Situation verschärft. Darum ist wichtig, dass auch Ihr Kind sich schützt.

Hilfe bieten und holen

Kinder und Jugendliche sollten nicht alleine gegen Cybermobbing aktiv werden müssen. Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es jederzeit auf Ihre Unterstützung zählen kann. Ermutigen Sie es auch, sich Unterstützung bei anderen Vertrauenspersonen, Freundinnen und Freunden oder bei der Beratung und Hilfe 147 zu holen. Eltern und Bezugspersonen können dabei helfen, richtig zu reagieren. Manchmal wissen aber auch Eltern nicht weiter. Dann können Sie sich jederzeit an die Elternberatung von Pro Juventute wenden.

Mögliche Gegenreaktionen aufzeigen

Informieren Sie Ihr Kind, was es machen kann, wenn es im Netz auf Mobbing stösst. Auf 147.ch haben wir für Kinder und Jugendliche Tipps für Gegenreaktionen zusammengetragen. Hass- oder Mobbingangriffe sollten nicht mit Likes oder Kommentaren bestärkt werden. Hingegen ist es sinnvoll, dagegen anzugehen. Das kann mit einem öffentlichen Kommentar oder mit einem Like bei Gegenreaktionen anderer sein. Eine förderliche Gegenreaktion ist, wenn Kinder und Jugendliche schreiben, wie sich die angegriffene Person fühlen könnte. Zum Beispiel: «Dieser Kommentar muss sich für die andere Person wahrscheinlich sehr schlimm anfühlen.» Ebenso kann es helfen, wenn Fakten benannt werden: «Stopp. Das ist Cybermobbing.» Gegenangriffe sollten vermieden werden. Diese können die angreifende Person noch aggressiver machen.

Eigene Gefühle beachten

Erfährt das eigene Kind Mobbing oder mobbt es selbst, löst das auch bei den Eltern teils heftige Gefühle aus. In beiden Fällen stehen aber meist eigene Gefühle bei der Unterstützung des Kindes hintenan, um das Kind und die Situation nicht zusätzlich zu belasten. Dennoch sollten Eltern auch ihre Gefühle und Bedürfnisse ernst nehmen und sich selbst Unterstützung holen. Ein vertrauliches Gespräch mit einer Freundin, einem Kollegen oder einer Fachstelle kann beispielsweise helfen.  

Wenn das eigene Kind mobbt

Rat für Eltern von unserer Fachexpertin Ingrid Broger:

Nur ganz wenig Kinder und Jugendliche würden es den Eltern erzählen, falls sie selbst mobben würden. Das weiss Ingrid Broger, weil sie in den Schulworkshops ab und zu gezielt danach fragt. «Als Grund für ihr Schweigen nennen sie meist, dass dann ihre Eltern nicht mehr stolz auf sie wären oder sie bestrafen würden.» Deshalb empfiehlt sie Eltern, dem Kind bei Grenzüberschreitungen stets zu vermitteln, dass sie die Tat zwar nicht ok finden und tolerieren, es aber trotzdem noch gernhaben.

 

«Wenn die Kinder erzählen, dass sie selbst mobben, können Eltern gemeinsam mit ihrem Kind schauen, wie das Kind mit Mobbing aufhören kann.» Wichtig sei, dass mögliche Gefühle der Eltern, zum Beispiel Scham, Enttäuschung oder Überforderung, nicht ins Gespräch mit dem Kind einfliessen, sondern sich die Eltern erstmals ganz auf die Begleitung des Kindes im Stoppen des Mobbings fokussieren. Gemeinsam werden nächste Schritte besprochen und geplant, dazu könne man sich auch Hilfe durch Fachpersonen, wie die Schulsozialarbeit oder Beratung 147, holen. 

 

Von einer Bestrafung des mobbenden Kindes durch die Eltern rät Ingrid Broger ab: «Es wäre ein Vertrauensverlust. Möglicherweise würde auch das gemobbte Kind den Ärger des bestraften Kindes zusätzlich abbekommt.» Aber Eltern können mit dem Kind eine Art Wiedergutmachung anschauen, zum Beispiel eine Entschuldigung und das Ersetzen von kaputt gemachten Dingen.  

Online-Veranstaltung «Cybermobbing»

Was tun bei Cybermobbing? Wie können sich Kinder und Jugendliche schützen? Erhalten Sie an der kostenlosen Online-Elternveranstaltung von unseren Experten vertiefte Informationen und konkrete Tipps im Umgang mit Cybermobbing.

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Gemeinsam gegen Cybermobbing mit Henkel Schweiz

In unserer Arbeit gegen Cybermobbing werden wir unterstützt durch die starke Partnerschaft mit den Beauty-Marken von Henkel Schweiz und ihrer Initiative «Respect Everybody’s Beauty». Bei jedem verkauften Produkt ihrer Beauty-Marken wie Schwarzkopf, Syoss oder Nature Box spenden sie 2 Prozent des Gewinns an Pro Juventute. Dadurch ermöglichen sie mitunter diese Kampagne, aber zum Beispiel auch die Durchführung unserer Medienprofis-Workshops für 2500 Schülerinnen und Schüler.

Dank der Unterstützung von Henkel Schweiz kann Pro Juventute zusammen mit den Zürcher Rappern L Loko & Drini eine Social Media-Kampagne zum Thema realisieren. Damit sollen junge Menschen sensibilisiert und ermutigt werden, sich bei (Cyber)Mobbing Unterstützung zu holen und mitzuhelfen, dies zu verhindern.

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