Wann sind Kinder alt genug für ein eigenes Handy?
Ab welchem Alter darf oder soll ein Kind ein eigenes Handy besitzen? In den meisten Familien wird diese Frage irgendwann zum Thema. Neben dem Alter spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Beispielsweise die Haltung der Eltern zu Handys, die Familienkonstellation oder wie sich der Tagesablauf des Kindes gestaltet.
Ab wann ist ein eigenes Handy sinnvoll?
Wann der richtige Zeitpunkt für ein Handy ist, kann nicht pauschal gesagt werden. Denn jedes Kind ist anders. Im Allgemeinen besitzen Kinder ab der Oberstufe, also im Alter von 12, 13 Jahren, die nötige Reife, um verantwortungsvoll mit einem eigenen Handy umzugehen.
Auch andere Bedürfnisse oder Faktoren können die Entscheidung für oder gegen ein eigenes Smartphone beeinflussen. So etwa ein weiter Schulweg. Geht es lediglich darum, dass das Kind in gewissen Situationen, beispielsweise bei Aktivitäten in der Freizeit, für die Eltern erreichbar ist, reicht vielleicht ein Handy mit Prepaid ohne mobiles Internet.
Checkliste: Diese Fragen sollten sich Eltern vor dem ersten Smartphone stellen
- Kennt die Tochter / der Sohn den Unterschied zwischen privat und öffentlich und weiss es, wo es Einstellungen zu Sicherheit und Privatsphäre vornehmen kann?
- Weiss das Kind bzw. der Jugendliche, wie es fragwürdige Inhalte überprüfen und Werbung erkennen kann?
- Haben Sie mit dem Kind über einen respektvollen Umgang im Internet gesprochen?
Diese und weitere wichtige Aspekte finden Sie in unserer ausführlichen Checkliste, sie kann beim Entscheid um das erste eigene Smartphone für das Kind helfen.
...
Bitte einen Moment Geduld.
Die Voting wird geladen ...
Kann das Kind Verantwortung für ein Handy übernehmen?
Ob Kinder die nötigen Fähigkeiten für ein eigenes Gerät besitzen, hängt auch davon ab, ob sie bereits eigene Erfahrungen machen konnte. Das kann zum Beispiel mit einem Familiengerät sein. So können Kinder zeigen, ob sie Verantwortung übernehmen können.
Ein eigenes Handy besitzen, heisst auch, mehr Eigenverantwortung zu tragen.
Will ein Kind einfach mit Freunden in Kontakt bleiben oder Teil des WhatsApp-Klassenchats sein, ist das mit einem Tablet zu Hause ebenfalls möglich. Entscheidend ist zudem, wie verantwortungsbewusst das Kind zu Hause mit digitalen Geräten umgeht und ob es von den Eltern auf das Handling eines Smartphones vorbereitet wurde.
Ein eigenes Handy besitzen, heisst auch, mehr Eigenverantwortung zu tragen. Das könnte bedeuten, dass sich Kinder an der Anschaffung oder den laufenden Kosten beteiligen. Oder, dass es sorgsam mit persönlichen Daten von sich selbst und anderen umgeht und sich an die vereinbarten Regeln hält.
Wann ist das richtige Alter für das erste Handy? Eine Mutter erzählt.
Andrea Brönnimann, Sie sind Fachperson Medienkompetenz bei Pro Juventute und Mutter von zwei Söhnen im Alter von zwölf und fünfzehn Jahren. In welchem Alter haben Ihre Kinder ein eigenes Smartphone erhalten?
Andrea Brönnimann: Unser älterer Sohn hat beim Eintritt in die Oberstufe sein erstes Smartphone erhalten. Sein Bruder war etwas jünger und erhielt mit elf Jahren zu Weihnachten sein erstes Gerät. Vorher hatte jedes Kind ein eigenes Tablet, welches mit wichtigen Sicherheitseinstellungen versehen war. Gemeinsam erkundeten wir Apps, spielten Games und suchten nach Möglichkeiten, wie man das Tablet nutzen kann.
Wie wurden sie auf den Umgang mit einem eigenen Smartphone vorbereitet?
Ein günstiges Smartphone mit Prepaidkarte diente als «Familien-Übungs-Handy». Unter Berücksichtigung der Altersempfehlungen probierten wir mit jedem Kind aus, was gerade «in» war. Mit unserem Familien-Smartphone nahmen die Kinder auch an ihrem WhatsApp-Klassenchat teil. Weil dieses Gerät der ganzen Familie gehörte, legten wir gemeinsam fest, wo es stationiert war. Und natürlich war allen klar, dass es keine Privatsphäre gab, weil jedes Familienmitglied Zugang hatte.
Wie haben Sie gewusst, dass der richtige Moment für ein eigenes Smartphone gekommen war?
Die Nachfrage nach einem persönlichen Smartphone blieb lange aus. Erst mit dem Bedürfnis nach Privatsphäre war auch der Wunsch nach einem eigenen Smartphone verknüpft. Da wir immer schon einen regen Austausch pflegten, berichteten die Kinder von guten, aber auch schlechten Erlebnissen im Internet. So wusste ich, dass die Kinder über die nötigen Kompetenzen und Fähigkeiten verfügten und wir ihnen den Umgang mit einem eigenen Gerät zutrauen konnten.
Gemäss der Mike-Studie der ZHAW 2021 besitzen 43 Prozent der befragten Kinder in der Schweiz im Alter von sechs bis dreizehn Jahren ein eigenes Smartphone. Mit zehn Jahren hat mehr als die Hälfte der Kinder ein eigenes Gerät.
Eigenes Smartphone – ja oder nein?
Es lohnt sich, sich genügend Zeit zu nehmen, um die Bedürfnisse abzuwägen und mit dem Kind zu sprechen. Oft entsteht ein Gruppendruck, weil andere Kinder in der Schule bereits eigene Handys haben. Das Zugehörigkeitsgefühl des Kindes spielt eine wichtige Rolle, sollte aber nicht das einzige Argument sein.
Möchte man den Zeitpunkt für ein eigenes Smartphone noch ein bisschen hinauszögern, kann mit dem Kind ein Zeitpunkt festgelegt werden. Beispielsweise das neue Schuljahr oder der nächste Geburtstag. Auf diese Weise erspart man sich weitere Diskussionen. Sich mit anderen Familien aus dem näheren Umfeld auszutauschen, kann ebenfalls hilfreich sein. Ist der Entscheid für ein eigenes Smartphone gefallen, sollte das Kind weiterhin Schritt für Schritt bei der Nutzung begleitet werden.
Tipps für Eltern
- Wägen Sie sorgfältig ab, ob Ihr Kind die nötige Reife für ein eigenes Handy besitzt.
- Legen Sie mit Ihrem Kind Regeln für die Handynutzung fest. Passen Sie diese von Zeit zu Zeit an und verhandeln Sie neu.
- Entscheiden Sie mit Ihrem Kind, welche Apps auf das Handy kommen und erkunden Sie diese gemeinsam.
- Schauen Sie sich mit Ihrem Kind die Einstellungen zur Privatsphäre und Sicherheit auf dem Handy an. Anleitungen zum technischen Jugend- und Datenschutz finden Sie beispielsweise auf dem Portal Medien-kindersicher.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind altersgerechte Inhalte konsumiert. Mehr dazu im Artikel «Bildschirmzeit sinnvoll einsetzen».