Medien & Internet

Eltern am Smartphone: Was bedeutet das für die Kinder?

Ein kurzer Blick auf das Handy – schon sind wir abgelenkt und schenken unserem Gegenüber weniger Aufmerksamkeit. Das geht auch Eltern so. Tipps für Eltern zum Umgang mit dem eigenen Smartphone.
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Vater am Arbeiten mit Kind auf dem Schoss.

Das Smartphone gehört zu unserem Alltag. Fast alle Menschen in der Schweiz besitzen eines. Handys sind omnipräsent. Wir bleiben mit dem Smartphone mit anderen im Austausch. Wir informieren uns über das Smartphone. Wir schmieden Pläne. Wir arbeiten teilweise am Smartphone. Wir speichern darauf unsere Einkaufslisten. Und wir machen damit noch sehr viel mehr.

Wir alle kennen die Sogwirkung von Handys und dessen Möglichkeiten. Manchmal sind wir ganz absorbiert und vergessen die reale Welt um uns herum. Gerade im Beisein Anderer kann dies unangebracht sein. Es existiert ein neues Wort für den unangemessenen Gebrauch des Handys in sozialen Situationen: «Phubbing». Es lohnt sich für uns alle und insbesondere für Eltern, das eigene Medienverhalten von Zeit zu Zeit zu reflektieren.

Kinder benötigen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit

Es ist verständlich, dass Eltern das Handy auch im Beisein ihrer Kinder benutzen. Aber sie müssen sich bewusst sein, dass sie weniger auf ihre Kinder eingehen können, wenn sie durch das Smartphone abgelenkt sind. Die elterliche Feinfühligkeit leidet mit der Handynutzung. Das Kind muss die Aufmerksamkeit der Mutter oder des Vaters mit dem Handy teilen oder erhält keine Aufmerksamkeit mehr.

Das Kind benötigt für eine gesunde Entwicklung aber soziale Interaktion mit Bezugspersonen. Die Eltern-Kind-Interaktion ist bereits in der frühen Kindheit wichtig: In diesem Lebensabschnitt werden die Grundsteine für eine gesunde Entwicklung gelegt. 

Kinder von Eltern, die ständig durch das Handy abgelenkt sind, zeigen Verhaltensauffälligkeiten.

Ist die Eltern-Kind-Interaktion ständig durch das Smartphone gestört äussert sich dies durch Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Babys. Forschende der Universität Basel haben in einer Studie herausgefunden, dass Kinder von Eltern, die ständig durch das Handy abgelenkt sind, sich vermehrt zurückziehen, ängstlich und unsicher werden. 

Das Handy als Babysitter?

Digitale Medien stellen Kinder zwar körperlich ruhig, aber mental müssen die Medieninhalte trotzdem verarbeitet werden. Aus diesem Grund ist es nicht ratsam, Bildschirmmedien zur Beruhigung oder Ablenkung von Kindern einzusetzen. Es ist aber nachvollziehbar, wenn Eltern ihren Kindern ab und zu und wenn es keine andere Möglichkeit gibt, das Handy geben, um eine ruhige Minute zu haben. Dabei ist zu beachten, dass Eltern trotzdem verfügbar sein sollten und die Inhalte auf dem Bildschirm kennen sollten. Selbstverständlich müssen die Inhalte dem Alter und der Entwicklung des Kindes entsprechen. 

Handyfreie Zeit einplanen

Kinder benötigen Zeiten, in denen sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern erhalten. Es ist deshalb empfehlenswert, in der Familie bewusst medienfreie Zeiten einzuplanen. Mit grösseren Kindern können Abmachungen zu medienfreien Zeiten gemacht werden. Beispielsweise beim Abendessen, eine Stunde vor dem Schlafengehen oder auch ganze medienfreie Tage.

Die Etablierung eines bewussten Umgangs mit digitalen Medien für sich selbst und für die ganze Familie lohnt sich. Kinder sind feinfühlig und spüren, ob und wie oft sich Erwachsene für ihre Belange interessieren und zuhören. 

Kinder können das Gefühl bekommen, dass das Gerät wichtiger ist als das Kind selbst.

Sie sehen, dass die Eltern das Gerät nutzen, manchmal sogar sehr oft. Sie sehen aber nicht, wieso ihre Mutter oder ihr Vater am Handy ist und was die Person damit macht. Das kann im Extremfall dazu führen, dass Kinder das Gefühl bekommen, dass das Gerät wichtiger ist als das Kind selbst. Zugleich schauen sich Kinder den Umgang mit digitalen Medien von ihrem Umfeld ab. Eine achtsame Nutzung des eigenen Smartphones lohnt sich deshalb gleich doppelt.

Tipps für Eltern

  • Vermeiden Sie eine anhaltende, absorbierende Smartphonenutzung in Anwesenheit Ihres Kindes. 
  • Seien Sie sich bewusst, dass Ihr Kind Ihre emotionalen Reaktionen auf Inhalte im Smartphone vielleicht nicht einordnen kann. 
  • Sagen Sie Ihrem Kind, was Sie am Gerät machen: «Ich schreibe dem Grosi.» oder «Ich schaue, ob die Bibliothek offen hat.» So versteht das Kind, was Sie am Smartphone machen und Sie merken gleichzeitig, ob die Handy-Tätigkeit in Anwesenheit des Kindes wirklich nötig ist. 
  • Beziehen Sie Ihr Kind wenn möglich und je nach Alter mit ein. Sie können zum Beispiel gemeinsam den Fahrplan oder die Einkaufsliste studieren.
  • Eine problematische Handynutzung kann auch Ausdruck von Stress und persönlichen Problemen sein. Falls Ihnen die Reduktion der Handynutzung schwerfällt, benötigen Sie vielleicht die Unterstützung einer Fachperson.
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