Schule & Ausbildung

Mit elterlicher Begleitung gelingt die frühe Berufswahl besser

Sich mit der Berufswahl zu befassen und sich in jungen Jahren für einen Beruf zu entscheiden, ist eine Herausforderung. Umso wichtiger, dass Eltern diesen Prozess begleiten und ihrem Kind zutrauen, dass das gelingt. Tipps wie Eltern die Suche nach einer geeigneten Anschlusslösung unterstützen können.
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Ein Teenager erhält bei der Berufswahl Unterstützung durch Gespräche mit den Eltern.

In der Schweiz sollten Jugendliche bereits mit 14 oder 15 Jahren entscheiden, was für eine berufliche Ausbildung sie machen möchten. Doch besorgte Eltern fragen sich oft, ob ihre Kinder in diesem Alter schon bereit sind für einen solchen Schritt? Mit dem Eintritt in eine Lehre erleben Jugendliche den Alltag in der Erwachsenenwelt. In jungen Jahren sammeln sie so wertvolle Erfahrungen für den persönlichen und beruflichen Weg. Wenn Eltern motivieren und interessiert begleiten, trägt das zum Gelingen bei. Es ist nicht ganz einfach, aber möglich, sich so früh für einen Beruf zu entscheiden und die Basis für den beruflichen Werdegang zu legen. 

Die Qual der Wahl

Vielen Jugendlichen fehlt eine klare Vorstellung der Arbeitswelt oder welchen Beruf sie ausüben möchten. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und die Vielfalt der Berufe ist stark gestiegen. Aus rund 230 beruflichen Grundbildungen das Passende zu wählen, ist schwierig. Neben dieser grossen Auswahl und der damit verbundenen Qual der Wahl, kämpfen viele mit der Angst, sich Alternativen zu verbauen. Zudem machen persönliche und körperliche Veränderungen diesen Prozess nicht einfacher. Vielfach wird dieser Tatsache zu wenig Rechnung getragen. 

Eine Phase der Veränderung

In der Pubertät beschäftigt Jugendliche vor allem der Körper, das Aussehen, die sexuelle Reifung, die Persönlichkeitsentwicklung und der Hang zur Selbstverwirklichung. Sie versuchen ihre Identität zu finden und sich langsam von den Eltern zu lösen. Themen, die Jugendlichen viel Energie und Zeit abverlangen. Zudem stehen Entscheidungen an, die mit Unsicherheiten verbunden sind. Sich darauf einzulassen und allfällige Blockaden zu überwinden, ist herausfordernd. Eltern sollten sich dieser Entwicklungen bewusst sein, den Jugendlichen das nötige Verständnis entgegenbringen und nicht zu viel Druck aufsetzen. Es lohnt sich Hürden gemeinsam zu nehmen und über Schwierigkeiten zu sprechen.
Lesen Sie hier, wie sich die Pubertät auf junge Erwachsene auswirkt und vor welchen Herausforderungen die Pubertät eine Familie stellt.

Interessen und Stärken als Kompass

Wie sollen Jugendliche bei der Berufswahl vorgehen? Wie finden sie heraus, was zu ihnen passt, wenn sie erst dabei sind, ihre Identität zu entwickeln? Wie gelingt es, die eigenen Vorstellungen mit der Realität zu verbinden? Um solche Fragen zu beantworten und herauszufinden, welches Ziel es zu verfolgen gilt und was es dazu braucht, benötigen die meisten Jugendlichen familiäre Unterstützung. Die berufliche Tätigkeit nimmt viel Lebenszeit in Anspruch. Umso wichtiger, eine Richtung einzuschlagen, die den persönlichen Interessen und Stärken entspricht. 

Sich über Wünsche klarwerden 

Eltern können ihren Kindern helfen, sich über Wünsche klar zu werden und Vorstellungen zu konkretisieren. Hilfreich ist, gemeinsam herauszufinden, was die Tochter oder den Sohn wirklich interessiert und womit sie oder er sich gerne beschäftigt. Wichtig ist, offen zu sein für Rückmeldungen, Beobachtungen und Ideen, die im ersten Moment nicht in direktem Zusammenhang mit der Berufswahl stehen. Schritt für Schritt können sich Jugendliche so der Berufswelt annähern und überlegen, welche Bedeutung die eigenen Interessen für die Berufswahl haben. 

Den richtigen Weg finden

Zu wissen, was einem interessiert, bedeutet noch nicht, dass die Berufswünsche auch realistisch sind. Jugendliche sollten zwar von ihren Interessen und Stärken ausgehen, müssen aber auch die Realität und Rahmenbedingungen richtig einschätzen. Findet man einen Beruf, der den eigenen Fähigkeiten und Interessen entspricht, spornt das an. Macht man etwas mit Begeisterung und vertieft sich gerne darin, hilft das auch sich weiterzuentwickeln. Zeichnet sich ein solcher Weg ab, ist das für Jugendliche und Eltern entlastend. Meistens ist dies jedoch nicht der Fall. Die Berufswahl ist ein Prozess, der vielfach mehrere Massnahmen benötigt. Dabei helfen Gespräche im Familien- und Freundeskreis und mit Fachpersonen genauso, wie erste Erfahrungen. 

Einblick in weniger bekannte Berufe

Besonders beliebt sind sogenannte Trendberufe. Meistens werden diese Berufe aber bevorzugt, weil sie bekannt sind und nicht, weil sie gut zu den Jugendlichen passen. Eine grosse Rolle spielt auch, was Freundinnen und Freunde, Bezugspersonen oder Lehrpersonen sagen. Damit sich Jugendliche eine eigene Meinung bilden können, sollten sie möglichst viele und auch weniger bekannte Berufe kennenlernen. YouTube ist eine ideale Plattform, um Berufsfilme zu schauen und einen praxisorientierten Einblick in die Berufe zu erhalten. Ebenso hilfreich ist das Berufs- und Informationszentrum (BIZ) in der Umgebung, welches kostenlose Beratungen anbietet.

Erfahrungen sammeln

Es bewirkt viel, wenn Jugendliche durch Freunde der Familie oder Verwandte, Einblick in unterschiedliche Berufe erhalten. Als besonders wertvoll erweist sich immer noch das Schnuppern. Dabei erleben Jugendliche den Berufsalltag und sammeln erste Erfahrungen. Bei der Entscheidungsfindung helfen diese Eindrücke. Gut möglich, dass ein Teenager erst beim Schnuppern merkt, dass die gewählte Arbeit nicht seinem Wesen entspricht. Eltern können ihre Kinder auch motivieren, beim eigenen Umfeld anzusetzen, um Berufsluft zu schnuppern. 

Hier gibt es Informationen zum Suchen und Absolvieren einer Schnupperlehre

Wenn die Berufswahl überfordert

Die meisten Teenager meistern die Herausforderungen der Berufswahl gut und finden einen passenden Beruf. Es kommt aber vor, dass Jugendliche sich nicht mehr bewerben, weil sie durch die vielen Einflüsse, Erlebnisse und Emotionen überfordert sind. In dieser Situation ist es ratsam, wenn Eltern das Gespräch mit der Tochter oder dem Sohn suchen, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Für Jugendliche, die noch nicht so weit sind, eine Entscheidung zu fällen, gibt es Überbrückungsmöglichkeiten wie Praktikum, Angebote im Ausland und zehntes Schuljahr. Informationen dazu finden sich unter berufsberatung.ch.

Tipps für Eltern

  • Sprechen Sie immer wieder über Wünsche und Vorstellungen Ihres Kindes. Finden Sie heraus, wofür es sich interessiert? Womit es sich in der Freizeit beschäftigt und weshalb?
  • Helfen Sie Ihrem Kind herauszufinden was seine Interessen für die Berufswahl und den Berufsalltag bedeuten?
  • Erörtern Sie miteinander, ob die Berufswünsche realistisch sind. Was braucht es, um das Ziel zu erreichen?
  • Trauen Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn auch etwas zu. So helfen Sie mit, die Motivation zu behalten und gesteckte Ziele zu erreichen.
  • Sprechen Sie über Ihren Beruf und geben Sie Ihrem Kind einen Einblick in Ihr Berufsleben. 
  • Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, am Zukunftstag mit Ihnen oder jemandem aus Ihrem Bekanntenkreis einen Arbeitstag zu erleben.
  • Reden Sie mit Ihrem Kind über die Berufswahl, begleiten Sie Ihr Kind. Verfolgen Sie den Prozess mit und machen Sie Mut.
  • Ermutigen Sie Ihr Kind, so viele verschiedene Berufe wie möglich kennenzulernen und sich über die Anforderungen und Tätigkeiten zu informieren.
  • Fragen Sie immer wieder nach, wo Ihr Kind steht und wo es Unterstützung braucht.
  • Haben Sie Geduld, denn die Berufswahl mitten in der Pubertät ist ein herausfordernder Prozess. 
  • Lassen Sie sich und Ihr Kind von Fachpersonen beraten, zum Beispiel bei der Berufsberatung.
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