Schule & Ausbildung

Hohe Ansprüche an Lernende – so können Eltern sie begleiten

Mit der Lehrzeit beginnt für Jugendliche ein herausfordernder Lebensabschnitt. Sie werden mit den Anforderungen der Lehre konfrontiert, sind aber gleichzeitig mit eigenen Entwicklungsthemen beschäftigt. Erfahren Sie, wie Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn in der Lehre den Rücken stärken können.
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Mit dem Beginn der Berufslehre treten Jugendliche in eine neue, für sie bislang fremde Welt ein. Im Lehrbetrieb gelten andere Regeln als in der Schule. Es kommen neue Themen, Herausforderungen und zusätzliche Verantwortung auf sie zu. Auf der einen Seite wird in der Lehre viel Selbstständigkeit von ihnen erwartet. Auf der anderen Seite müssen sie sich den Vorstellungen des Lehrbetriebs, der Berufsschule und ihrer Eltern anpassen.

Diesen Übergang meistert die Mehrheit der Jugendlichen sehr gut. Viele blühen in der Lehrzeit auf. Dennoch stellt die Schweizer Gesundheitsbefragung in der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen eine höhere Belastung fest.

Haben Lernende Probleme im Lehrbetrieb oder in der Berufsschule, sollten Eltern Unterstützung anbieten, ohne die Jugendlichen zu bevormunden.

Lernende stehen vor verschiedenen Herausforderungen

Auch Erwachsene haben für die Bewältigung von beruflichen Stresssituationen nicht immer die optimale Strategie zur Hand. Heranwachsende müssen Bewältigungsstrategien aber erst noch erarbeiten. Das ist für sie besonders anspruchsvoll, weil in der Lehrzeit viele verschiedene Herausforderungen auf einmal auf sie zukommen.

In der Pubertät sprechen Jugendliche neurologisch zudem sehr auf unmittelbare Belohnungen an. Sie möchten eine gute Zeit zu haben und Unlust vermeiden. Das kann sich mit den Anforderungen im Lehrbetrieb beissen. Manche Probleme könnten vermieden werden, wenn Erwachsene sich in Erinnerung zu rufen, dass Jugendliche eben anders ticken. Sie müssen erst lernen, langfristig vorauszuplanen und rationale Entscheidungen zu treffen.

Lernende brauchen Freiraum und Unterstützung

Auch wenn sich Jugendliche mit der Lehre zunehmend von der Familie ablösen, bleiben die Eltern wichtige Ansprechpersonen. Eltern können ihr jugendliches Kind bei der Persönlichkeitsentwicklung unterstützen, indem sie nachfragen, für ihr Kind da sind und gleichzeitig genügend Freiheiten und Mitspracherecht einräumen – ein Balanceakt.

Über persönliche Themen oder Gefühle zu sprechen, fällt sowohl Erwachsenen wie Jugendlichen nicht leicht. Bei persönlichen Problemen oder Schwierigkeiten in der Lehre kann es für Eltern deshalb schwierig sein, mit den Lernenden ins Gespräch zu kommen.

Gesunder Lebensstil fördert erfolgreiche Lehrzeit

Gerade weil auf Lernende sehr viele Anforderungen von verschiedenen Seiten zukommen, ist ein gesunder Lebensstil für sie wichtig. Eltern, Familien und Bezugspersonen können sie darin unterstützen und einen Ausgleich zur Ausbildung zu schaffen. Dazu zählen genügend Zeit zur Erholung, ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung.

Ein gesunder Lebensstil trägt dazu bei, Ressourcen aufzubauen, damit die Jugendlichen die Mehrbelastungen der Lehrzeit gut bewältigen können und sich wohlfühlen. Für die psychische Gesundheit ist es für Lernende darüber hinaus wichtig, dass sie sich eingebunden fühlen. Sie sollten sich als kompetent erleben und gute Beziehungen pflegen können.

Tipps für Eltern für einen offenen Austausch mit Lernenden

  • Zeigen Sie echtes Interesse am Alltag und den Herausforderungen Ihres Kindes. Fragen Sie aktiv nach, wie sich Ihr Kind in der Lehre fühlt, ohne zu einer Antwort zu drängen.
  • Begegnen Sie den Lernenden auf Augenhöhe. Hören Sie in Gesprächen aktiv zu. Seien Sie verständnisvoll. Und versuchen Sie zu verstehen, welche Gefühle oder Bedürfnisse bei Ihrem Kind dahinterstecken.  
  • Werten Sie nicht, wenn es im Lehrbetrieb oder in der Berufsschule Probleme gibt. Sprechen Sie diese offen an, indem Sie Ihre Sorgen als Frage formulieren – nicht als Vermutung. Urteilen Sie nicht vorschnell, insbesondere wenn nicht alle Informationen verfügbar sind.
  • Erteilen Sie nicht einseitig Ratschläge, sondern erarbeiten Sie gemeinsam Lösungen. Dabei können Sie Ihre Vorschläge einfliessen lassen.
  • Trauen Sie Ihrem jugendlichen Kind etwas zu. Wenn Jugendliche erfahren, dass andere ihnen etwas zutrauen, fördert das ihr Selbstvertrauen.
  • Sprechen Sie über Ihre eigenen Arbeitserfahrungen und Bewältigungsstrategien. So erfahren Jugendliche, dass auch Erwachsene ständig schwierige Situationen lösen müssen.

Hilfe bei Problemen in der Lehre

Haben Lernende Probleme im Betrieb oder in der Schule, sollten Eltern Unterstützung anbieten, ohne die Jugendlichen zu bevormunden. Erwachsene können begleiten und beraten, die Verantwortung sollte aber bei den Lernenden bleiben.

Hier erhalten Lernende Unterstützung

  • Verpasster Schulstoff? Andere Lernstrategien notwendig? Viele Berufsschulen bieten Stützangebote an, viele davon kostenlos. Alternativ gibt es vielerorts Nachhilfeangebote von Privaten.
  • Bei Problemen im Betrieb sind Ausbildungsverantwortliche die erste Anlaufstelle. Lernende dürfen Wünsche anbringen und kritische Punkte ansprechen. Daran dürfen die Eltern sie erinnern. Die Probleme anzusprechen, ist jedoch Aufgabe der Lernenden.
  • Für Jugendliche mit Unterstützungsbedarf gibt es Mentoring- und Coachingangebote. Dabei begleiten Berufsleute oder Fachleute Lernende während der Lehre. Je nach Region gibt es darüber hinaus verschiedene Angebote für unterschiedliche Situationen.
  • Bei psychischen Schwierigkeiten ist das Gespräch mit Fachpersonen wichtig. Bei akuten psychischen Notlagen können sich Jugendliche ans 147.ch wenden. Eltern erhalten bei der Pro Juventute Elternberatung Unterstützung
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