Lehre öffnet viele Türen – drei mögliche Wege
Nach einer Berufslehre gibt es in der Arbeitswelt viele Möglichkeiten. Mit einem Lehrabschluss stehen jungen Berufsleuten in der Schweiz alle Türen offen. Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger haben vielfältige Möglichkeiten. Überlegt sich Ihre Tochter, wie sie sich weiterentwickeln kann oder möchte Ihr Sohn später das Berufsfeld wechseln? Welche Wege ihnen offen stehen, ist abhängig von der Erstausbildung, der Branche, dem Berufsfeld und nicht zuletzt von den Interessen und Potenzialen der jungen Berufsleute. So oder so gibt es verschiedene Optionen.
Jedes Jahr wählt eine grosse Mehrheit der Schulabgängerinnen und Schulabgänger einen von rund 230 Lehrberufen aus.
Drei exemplarische Beispiele zur Veranschaulichung der Bildungswege:
Im Beruf spezialisieren
Nehmen wir an, Ihre Tochter will Schreinerin EFZ lernen. Ihr gefällt dieser Beruf und sie fühlt sich im Schreinergeschäft wohl. Nach dem Lehrabschluss arbeitet sie als gelernte Schreinerin im Betrieb weiter. Mit der Zeit möchte sie weitere Aufgaben und Tätigkeiten innerhalb des Berufs oder mehr Verantwortung im Betrieb übernehmen. Dafür stehen ihr branchenspezifische Weiterbildungen zur Spezialisierung offen: Dabei handelt es sich um verschiedene Möglichkeiten zur Spezialisierung im erlernten Beruf. Die landesweit oder auch eidgenössisch anerkannten Weiterbildungen auf dieser Bildungsstufe gehören zur «Höheren Berufsbildung». Dazu zählen zum Beispiel eine Meisterprüfung (Höhere Fachprüfung HFP) oder Berufsprüfungen (BP), die vertiefte Fachkenntnisse und Führungskompetenzen vermitteln. Weiterbildungen in diesem Bereich sind auf derselben Stufe angesiedelt, wie Studienabgänge an Hochschulen.
Innerhalb der Branche weiterbilden
Nehmen wir an, Ihre Tochter macht eine Kaufmännische Lehre bei der SBB. Während der Lehre bekommt sie Einblick in die spannende Arbeitswelt eines grossen Verkehrsunternehmens und interessiert sich für eine Ausbildung im Bereich Transport und Verkehr, um neue Aufgaben übernehmen zu können. Nach der Lehre übernimmt sie eine Teilzeitanstellung und holt in drei bis vier Semestern die Berufsmatura nach. Nachher studiert sie an einer Fachhochschule berufsbegleitend Verkehrsplanung. Damit eröffnen sich ihr ganz neue Chancen.
In ein neues Berufsfeld wechseln
Nehmen wir an, Ihr Sohn möchte nach der Lehre als Koch EFZ und einigen Jahren Berufserfahrung einen anderen Weg einschlagen. Auch vermeintlich Fachfremdes ist möglich. Es kann jedoch sein, dass er auf dem Weg dahin ein paar Hürden nehmen muss. Vielleicht interessiert sich Ihr Sohn dafür, als Sozialpädagoge in einem Heim zu arbeiten. An einer höheren Fachschule studiert er berufsbegleitend Sozialpädagogik. Je nach Berufserfahrung und Vorbildung muss er erst ein Praktikum absolvieren, um die Zulassung zu erwerben. Das Berufspraktikum macht er in einem Heim, das Erwachsene mit Unterstützungsbedarf begleitet. Ihm gefällt es da und er findet dort auch eine Teilzeitanstellung für die Studienzeit.
Höhere Ausbildungen boomen
Auf diesen drei exemplarischen Wegen ist Ihr Sohn oder Ihre Tochter nicht allein. Ein grosser Teil der Berufsleute wechselt während der Berufslaufbahn das Fachgebiet, das Berufsfeld oder die Branche. Die Weiterbildungs- und Neuorientierungsmöglichkeiten in der Schweiz werden rege genutzt. Die Bildungswege sind anschlussfähig und durchlässig.
Es ist zudem die Entwicklung zu beobachten, dass das Bildungsniveau der Berufsleute kontinuierlich steigt. Laut Bundesamt für Statistik wird der Anteil der Berufsleute mit einem Abschluss in der Höheren Berufsbildung oder einer Hochschule ansteigen. Dabei sind die Aus- und Weiterbildungen in der so genannten Höheren Berufsbildung gleichwertig mit Abschlüssen der Hochschulen.
Grundsätzlich gilt: Arbeitgeber schätzen Berufsleute mit einer Praxisausbildung und Berufserfahrung.
Berufsleute mit Lehre sind auf dem Arbeitsmarkt geschätzt
In der Schweiz bietet der Einstieg in die Arbeitswelt mit einer Berufslehre optimale Möglichkeiten. Jedes Jahr wählt eine grosse Mehrheit der Schulabgängerinnen und Schulabgänger einen von rund 230 Lehrberufen aus. Rund zwei Drittel der Jugendlichen in der Schweiz entscheiden sich jedes Jahr für den Weg der Berufsbildung gegenüber knapp einem Drittel der Jugendlichen, die nach der Sekundarschule das Gymnasium oder eine Fachmittelschule besuchen. Dabei gibt es sprachregionale Unterschiede.
Grundsätzlich gilt: Arbeitgeber schätzen Berufsleute mit einer Praxisausbildung und Berufserfahrung. Das gilt für viele technische Berufe genauso wie in der Kommunikation und in weiteren Branchen. Damit bietet der berufsbildende Weg Vorteile. Die Lehre ermöglicht gute Startchancen auf dem Arbeitsmarkt – unabhängig davon, ob Ihre Tochter oder Ihr Sohn später noch andere Wege einschlägt.
Wissenswertes für Eltern
- Hier erfahren Sie in weiteren Darstellungen, wie die offiziellen Abschlüsse in der Schweiz heissen, welche Schultypen, Fachschulen, Hochschulen und Weiterbildungen es gibt:
Yousty: Blog - das Schweizer Bildungssystem
Kanton Zürich: Bildungssystem | Kanton Zürich (zh.ch)
Berufsberatung: Schweizer Bildungssystem - berufsberatung.ch - In den Berufsinformationszentren biz kann Ihr Sohn oder Ihre Tochter bei Laufbahnfragen eine kostenlose Kurzberatung in Anspruch nehmen. Hier finden Sie das biz in Ihrem Kanton: BIZ - berufsberatung.ch.
- Ihr Kind will lieber ans Gymnasium oder an die Fachmittelschule? Erfahren Sie mehr im Artikel Viele Wege führen zur Matura – und im Anschluss weiter.