Schule & Ausbildung

Lehrstellensuche: Wie Eltern Jugendliche unterstützen können

Die Lehrstellensuche ist ein Meilenstein für Jugendliche und eine Herausforderung, die Entschlossenheit und Durchhaltevermögen erfordert. Neben der Schule ist es sinnvoll, dass auch Eltern ihre Kinder aktiv begleiten, um gemeinsam die passende Lehrstelle zu finden und den Grundstein für eine erfolgreiche berufliche Zukunft zu legen.
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Mutter unterstützt ihre Tochter bei der Suche nach einer Lehrstelle via Internet

Die Berufswahl ist eine erste grosse eigene Entscheidung und kann manchmal für Teenager überwältigend sein. Eltern begeleiten ihre heranwachsenden Jugendlichen auf optimale Weise, wenn sie ihren Kindern ihre Unterstützung zusichern und die Hürde, eine Erstausbildung auszuwählen, gemeinsam mit ihrem Kind nehmen.

Motivation als Schlüssel

Obwohl Jugendliche selber in der Verantwortung für die Berufswahl stehen, benötigen sie noch die Unterstützung der Eltern im Berufswahlprozess. Sie müssen sich mit Themen auseinandersetzen, welche auch für Erwachsene herausfordernd sein können: Identitätsfindung, Prüfungsdruck, Zurechtfinden in einem grossen Informationsangebot, Umgang mit Absagen und Kritik,  Hinterfragung und Loslassen von Wunschvorstellungen. Hier können die Emotionen sehr intensiv sein und es ist nicht immer leicht. 

Die Einstellung der Eltern zu Arbeit und zum Beruf kann die Lehrstellensuche beeinflussen.

Auch für Eltern kann es herausfordernd sein, dem Kind einerseits Verantwortung zu geben und gleichzeitig unterstützend und motivierend zur Seite zu stehen. Regelmässige Gespräche über die Berufswahl und Lehrstellensuche zwischen Eltern und Jugendlichen sind im Berufswahlprozess ausschlaggebend. Eltern können im Gespräch beispielsweise unrealistische Vorstellungen klären. Gleichzeitig können Eltern Mut zusprechen und zusätzlich motivieren, indem sie zeigen, dass sie stolz sind, wenn sich das Kind um eine Lehrstelle bemüht. 

Wunsch und Realität

Vor der Lehrstellensuche müssen sich Jugendliche mit der Berufswahl auseinandersetzen. Eltern und Jugendliche können gemeinsam überlegen, welche Berufe in Frage kommen. Dabei ist es sinnvoll, die Interessen und Stärken des Kindes mit den Anforderungen ausgewählter Berufe zu vergleichen. Mehr als einen Wunschberuf zu haben, erleichtert die Lehrstellensuche.

Ob ein Beruf passend ist, kann beim Schnuppern herausgefunden werden. Auch der Besuch von Informationsveranstaltungen, Berufsmessen sowie Berufsneigungs- und Eignungstests können bei der Suche nach dem Wunschberuf behilflich sein. Mögliche Weiterbildungen nach erfolgreich abgeschlossener Lehre sind ein wichtiger Aspekt des Berufswahlprozesses und können motivierend wirken. Falls Fragen offen sind, empfiehlt sich der Besuch bei der Berufsberatung BIZ.

Lehrstellen finden und Bewerbungen schreiben

Auf den Lehrstellenbörsen von Berufsberatunggateway.one oder Yousty finden Jugendliche offene Lehrstellen in verschiedenen Kantonen. Ende der zweiten oder anfangs der dritten Oberstufe ist der ideale Zeitpunkt, um Bewerbungen zu verschicken. Dabei ist zu beachten, dass Lehrbetriebe und Berufsbildungsämter festlegen, wann die Betriebe ihre Lehrstellen öffentlich ausschreiben dürfen. Je nach Region und Branche wird der Bewerbungsstart so unterschiedlich angesetzt.

Professionelle Unterstützung

  • Das BIZ unterstützt bei der Lehrstellensuche: berufsberatung.ch. Die kostenlose BIZ-App informiert über Lehrberufe und zeigt Lehrbetriebe und freie Lehrstellen im Kantonsgebiet und in weiteren Kantonen an (mit Push-Funktion für neue, freie Lehrstellen).
  • Das kostenlose Elternprofil von GATEWAY lässt sich mit dem Profil des Kindes verknüpfen. So können Eltern prüfen, ob die Angaben und Unterlagen vollständig und fehlerfrei sind. Zudem sehen Eltern, auf welche Lehrstellen sich ihr Kind beworben hat und wie die Resonanz von Seiten der Unternehmen ist.
  • Auf dem Lehrstellenportal von yousty.ch sind auf dem Radar alle Informationen, Zeitplan, hilfreiche Instrumente und Musterdokumente übersichtlich zusammengefasst.
  • Der Verein S. E. S. J. (Starke Eltern – Starke Jugend) bietet kostenlose Beratungen in verschiedenen Sprachen an für Eltern von Jugendlichen zwischen Schule und Beruf. 

In der Oberstufe ist das Thema «Bewerben» Teil des Lehrplans. Eltern können die Bewerbungsunterlagen des Kindes optimieren, indem sie fehlende Angaben ergänzen und Rechtschreibfehler ausmerzen. Weitere Mängel, welche die Lehrstellensuche erschweren, sind Lücken im Lebenslauf, nicht eingehaltene Formatvorgaben oder unseriöse E-Mail-Adressen. Auf lehrstell.ch kann einfach und unkompliziert eine Bewerbung zusammengestellt werden. Was in einen Bewerbungsbrief gehört, wie der Lebenslauf gestaltet sein sollte und welche Zeugnisse und Schnupperberichte ins Bewerbungsdossier gehören, erfahren Sie in unserem Beitrag Erfolgsrezept für die Lehrstellensuche. Jugendliche, die zusätzliche Unterstützung benötigen, können in Coaching- oder Mentoring-Programmen begleitet werden. Informationen dazu gibt es auf berufsberatung.ch.

Der Stellenwert der Lehre in der Schweiz

Mit einem Lehrabschluss haben Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt der Schweiz gute Startbedingungen. In manchen Bereichen werden Berufsleute mit einem Lehrabschluss sogar bevorzugt. Falls es die Schulnoten zulassen, können Jugendliche während der Lehre oder im Anschluss berufsbegleitend eine Berufsmatur absolvieren. Danach stehen Weiterbildungen an Fachhochschulen offen. Auch ohne Berufsmatur garantiert ein Lehrabschluss in der Schweiz einen soliden Start in die Arbeitswelt. Junge Menschen können sich im Beruf spezialisieren und später auch branchenspezifische Weiterbildungen angehen. Mehr über die Möglichkeiten: Lehre öffnet viele Türe - drei mögliche Wege.

Zwischenlösungen

Jugendliche, die bei der Lehrstellensuche nicht erfolgreich waren, sind auf Zwischenlösungen angewiesen. Wegen der Anmeldefristen muss frühzeitig eine Alternative ins Auge gefasst werden, auch wenn sich die Jugendlichen intensiv weiter bewerben sollen. 

Ein freiwilliges 10. Schuljahr bereitet Jugendliche mit unterschiedlichen Vorbildungen auf den erfolgreichen Einstieg in die Berufswelt vor.

Jugendliche mit schulischen Defiziten oder ohne klare Vorstellung über das künftige Berufsleben können von einem Berufsvorbereitungsjahr profitieren und ihre Chancen im Hinblick auf das nächste Jahr verbessern. Ein freiwilliges 10. Schuljahr bereitet Jugendliche mit unterschiedlichen Vorbildungen auf den erfolgreichen Einstieg in die Berufswelt vor. Für gestalterische oder kinderbetreuende Berufe können Vorkurse besucht werden. Auch Sprachaufenthalte, Vorpraktika oder ein Sozialjahr sind sehr gute Möglichkeiten, dieses Jahr sinnvoll zu überbrücken.

Schulabgängerinnen und Schulabgänger, die sich für eine Lehrstelle im nächsten Jahr einsetzen wollen, haben die Möglichkeit, sich beim RAV anzumelden und an einem Jugendprogramm teilzunehmen.

Lehrlingslücke als Chance

In vielen Sparten fehlt der Nachwuchs, so beispielsweise im Handwerk, in der Baubranche, im Verkauf und in der Gastronomie. Diese «Lehrlingslücke» bietet jungen Menschen eine gute Chance, falls sie die nötige Flexibilität und Kompromissbereitschaft aufbringen. Nach den Frühlingsferien der dritten Oberstufe werden Lehrstellen oft weniger nach Noten vergeben. Die Lehrbetriebe gewichten dann umso stärker das soziale Verhalten, den Einsatz in der Schnupperlehre und die Motivation, was wiederum Chancen für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler eröffnet.

Tipps für Eltern:

  • Pflegen Sie einen Austausch auf Augenhöhe: Sprechen Sie über die grosse Veränderung und sichern Sie Ihre Unterstützung zu – egal für welchen Beruf sich Ihr Kind entscheidet. Drängen Sie Ihr Kind nicht in eine Richtung.
  • Helfen Sie Ihrem Kind, die Bewerbungsunterlagen zu optimieren, aber schreiben Sie nicht die Bewerbung für Ihr Kind. Diese darf und soll authentisch sein. 
  • Nutzen Sie Ihre Beziehungen und den Kontakt zu Menschen aus Ihrer Arbeitswelt, um für Ihr Kind eine Lehre oder eine Zwischenlösung zu organisieren. 
  • Absagen gehören beim Bewerben leider dazu, können aber am Selbstvertrauen kratzen. Zeigen Sie Verständnis dafür. Erfahren Sie mehr zum Thema «Absagen bei der Lehrstellensuche».
  • Bei Streit zum Thema Berufswahl und Bewerbungen erinnern Sie sich immer wieder daran, dass diese grosse Entscheidung einschüchternd sein kann – für beide Seiten. Die Auseinandersetzung mit dem Thema, auch in Form von Streit, ist wichtig.
  • Bei Fragen rund um den Bewerbungsprozess steht Ihnen das BIZ in Ihrer Region zur Seite.

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