Schule & Ausbildung

Es braucht MINT-Frauen

Obwohl sogenannte MINT-Berufe zu den Schlüsselbereichen der Zukunft zählen, interessieren sich Mädchen mässig für diese Berufsfelder. Eine Spurensuche, weshalb Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik beim weiblichen Geschlecht immer noch wenig Anklang findet.
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Ein junges Mädchen repariert ein technisches Gerät und entwickelt so seine Kompetenzen für MINT-Berufe.

Nach wie vor sind Frauen in Berufen, die sich um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) drehen, klar in der Minderheit. Die Gründe, weshalb das so ist, werden intensiv untersucht. Eine neurologische Erklärung, die besagt, dass Mädchen in MINT-Berufen nicht bestehen können, gibt es nicht. Und doch, Mädchen sind nur mässig an diesen Berufen interessiert. Vermutet wird ein Zusammenhang mit gesellschaftlichen Stereotypen.

Kinder werden durch das Umfeld geprägt

Unsere Gesellschaft neigt noch immer zur klischeehaften Einteilung der Geschlechter. Bereits bei Säuglingen wird optisch unterschieden. Das beginnt mit der Einrichtung des Kinderzimmers, der Farbwahl von rosa und blauen Kleidern, der Zuschreibung beim Spielzeug zu Puppen und Autos, bis zu den Vorbildern in Bilderbüchern. So wird vermittelt, dass Jungen mit technischen Dingen hantieren und Mädchen sich fürsorglich um andere kümmern. 

Mädchen und Jungen gleichermassen fördern

Unbegründete Annahmen wie, Jungen seien in Mathematik besser als Mädchen, haben sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt. Aufgabe von Schule und Elternhaus ist es, gleichberechtigte Lernumfelder zu schaffen. Nur so können Mädchen und Jungen ihre Kompetenzen, Interessen und Talente gleichermassen entwickeln. Für den Lernerfolg sind die persönlichen Stärken ausschlaggebend und nicht das Geschlecht.

Selbstbewusstsein der Mädchen stärken

Ein zentraler Grund, weshalb sich Mädchen MINT-Felder nicht zumuten, liegt in ihrer persönlichen und individuellen Einschätzung. Viele Mädchen glauben, dass ihre Leistungen den Anforderungen der MINT-Berufe zu wenig entsprechen oder sie stufen MINT-Berufe als männlich ein. Diese Selbstselektion beeinflusst das Interesse, das Engagement, wirkt entmutigend und schmälert die Bildungserfolge der Mädchen. Deshalb ist es wichtig, das Selbstbewusstsein von Mädchen zu stärken. Eltern, die ihrer Tochter etwas zutrauen, setzen auf ihre Kompetenzen. Zugleich bestärken sie ihr Kind darin, dass Neues zu ergründen, Mut braucht und noch keine Meisterin vom Himmel gefallen ist.

Gruppendynamik im Klassenzimmer

Während der Pubertät und in der Zeit der Berufswahl wird die Zuschreibung von Rollen durch die Dynamik in der Gruppe weiter verschärft. MINT-Berufe werden als «nerdy», «geeky», «streberhaft» und wenig frauenfreundlich angesehen. Auch unter den Mädchen bewirkt der Druck aus den eigenen Reihen womöglich, dass sie davon abgehalten werden, sich auf MINT-Themen einzulassen. Vorschnell werden diese Themen als «uncool» klassifiziert. Allgemeine Untersuchungen und Trends deuten darauf hin, dass Mädchen stärker ermutigt werden, sozialwissenschaftliche und Pflegeberufe zu ergreifen, während Jungen eher bestärkt werden, MINT-Berufe zu wählen. Die Gruppendynamik beeinflusst das Wohlbefinden und die Entscheidungsfindung von Jugendlichen. Eltern, die helfen die Bedürfnisse und Fähigkeiten in den Vordergrund zu stellen und ihr Kind ermutigen, einen eigenen Weg zu gehen, sind eine wichtige Unterstützung. 

Möglichkeiten und Herausforderungen

Mit zunehmendem Alter wird es schwieriger, Mädchen für Aktivitäten im MINT-Bereich zu begeistern. Ihre Fächerwahl sowie ihre Bildungs-, Berufs-, und Laufbahnwünsche gehen leider selten in die MINT-Richtung. Natürlich gibt es Mädchen, die sich für Computer, Geräte und Technik interessieren. Oder mehr über Natur, Ernährung, Gesundheit in Erfahrung bringen möchten, um zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Doch es könnten noch mehr sein. Als Anstoss können Eltern gemeinsam mit der Tochter MINT-Felder erkunden und die Breite an beruflichen Möglichkeiten erforschen. Inzwischen gibt es eine wachsende Anzahl interessanter Frauen, die in spannenden MINT Berufen ihren eigenen Weg gehen. Sich mit solchen weiblichen Vorbildern auseinanderzusetzen, bringt viel. Für Frauen in MINT-Berufsfelder existieren zudem zahlreiche Unterstützungs- und Mentoringprogramme (www.swisstecladies.ch). Wichtig ist, sich neugierig auf Neues einzulassen, sich durch scheinbare Hürden nicht abschrecken zu lassen, sondern sich an den Möglichkeiten zu orientieren.

Zukunft mitgestalten

Für die Entwicklung unserer Gesellschaft und den technologischen Fortschritt sind MINT-Bereiche ausschlaggebend. Innovationen sind der Schlüssel zur Verbesserung der Lebensbedingungen und zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen. Durch ihre Präsenz beeinflussen Frauen sowohl die Art von Entscheidungsfindungen als auch die Arbeitsstrukturen. Wichtig ist, dass sich Frauen gleichermassen einbringen und Entwicklungen mitprägen. Eltern, die ihre Töchter ermutigen, einen Beruf nach ihren Interessen und Stärken zu wählen, ebnen den Weg in eine bessere Zukunft. Ob im Bereich MINT oder anderswo, Frauen sollen ihre berufliche Laufbahn frei von Geschlechter-Zuschreibungen gestalten. 

Tipps für Eltern

  • Erklären Sie Ihrem Kind, dass weder Mädchen noch Jungen einen Beruf aufgrund ihres Geschlechts wählen sollten. Entscheidend sind Interesse und Talente. Entkräften Sie die zahlreichen Vorurteile, die in Zusammenhang mit MINT-Berufen nach wie vor existieren.
  • Vermeiden Sie es, Rollenklischees und Zuschreibungen von Geschlechtern zu festigen. Legen Sie den Fokus auf die Begabungen und Stärken Ihrer Tochter. Was macht sie gerne? Wofür begeistert sie sich? Wann fühlt sie sich wohl?
  • Finden Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter heraus, welcher Beruf passt. Gehen Sie von ihren Fähigkeiten und Interessen aus. Bleiben Sie offen und vorurteilsfrei.
  • Ermutigen Sie Ihre Tochter, alles auszuprobieren und sich nicht von eigenen Vorurteilen und Rollenbildern beeinflussen zu lassen. 
  • Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihrer Tochter und trauen Sie ihr viel zu. So sorgen Sie dafür, dass sie sich ebenfalls mehr zutraut.
  • Orientieren Sie sich an den Möglichkeiten und nicht an den Hürden.
  • Setzen Sie sich mit MINT-Themenfeldern und weiblichen Rollenbildern aktiv auseinander. Entdecken Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter das wachsende Angebot von spannenden Berufsfeldern.
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