Corona

Corona: Politischer Appell & Online-Petition «Obligatorische Schulen offen lassen»

Pro Juventute forderte im November 2020 in einem öffentlichen Appell den Bundesrat und alle Kantonsregierungen auf, alles dafür zu tun, um eine erneute Schliessung der obligatorischen Schulen und Einrichtungen der Kinderbetreuung zu verhindern. Eine Schliessung dieser Einrichtungen dürfe erst dann wieder in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Möglichkeiten zur Eindämmung der Corona-Pandemie ausgeschöpft seien. Unterzeichnet haben den Appell innert weniger Tage über 10'000 Personen.
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Junge mit Rucksack wartet vor einer Schule.

Als im Januar das Thema ‘Schulschliessungen’ wieder aktuell wurde, wandte sich Pro Juventute erneut mit einem Schreiben an alle kantonalen Erziehungsdirektor*innen und verwies darin u.A. auf die neusten Ergebnisse der Zürcher «Ciao Corona»-Studie die zeigen, dass Schulkinder das Corona-Virus selten weitergeben und dass es nur in sehr wenigen Schulklassen zu einer Häufung von Fällen kommt. Weiter forderte Pro Juventute in ihrem Schreiben, dass unbedingt Massnahmen zu ergreifen seien, um die negativen Konsequenzen abzufedern, falls im äussersten Fall die Schliessung der Schulen beschlossen werden müsste.

Darum ist es wichtig, dass die obligatorischen Schulen und die Einrichtungen der Kinderbetreuung offen bleiben:

Schulschliessungen führen zu Bildungslücken und verschlechtern die Chancengerechtigkeit

Während der Schulschliessungen im Frühling halbierte sich der Lernfortschritt von Primarschülerinnen und Primarschülern und die Unterschiede bei den Lerngeschwindigkeiten zwischen den Kindern nahmen deutlich zu. Das zeigt eine kürzlich publizierte Studie. Nur eine sehr kleine Zahl von Schülerinnen und Schülern profitiert vom Fernunterricht. Alle Einrichtungen der Kinderbetreuung sowie die obligatorischen Schulen sollen deshalb so lange wie möglich offenbleiben, damit die Bildungslücken nicht noch grösser werden und die Chancengerechtigkeit sich nicht noch weiter verschlechtert.

Kinder leiden in Folge der Schulschliessungen öfter unter häuslicher Gewalt

Verschiedene Organisationen stellen seit dem Shutdown im Frühling eine Zunahme häuslicher Gewalt fest. Darunter leiden immer, ob direkt oder indirekt, auch die Kinder. Werden die obligatorischen Schulen und die Einrichtungen Kinderbetreuung geschlossen, entfällt ein wichtiges Sicherheitsnetz und Frühwarnsystem, weil Lehr- und Betreuungspersonen sowie Schulsozialarbeitende die Kinder und Jugendlichen nicht mehr regelmässig vor Ort sehen. Die obligatorischen Schulen und die Einrichtungen der Kinderbetreuung sollen deshalb so lange wie möglich offen bleiben.

Schulen nehmen die Funktion als Frühwarnsystem wahr und sind ein wichtiger Ort für den sozialen Austausch

Die Anfragen von Kindern zu den Themen «Konflikte in Familien» und «Gewalt daheim» haben bei 147.ch um über 40% zugenommen. Auch die Angst vor Einsamkeit und davor, Freunde zu verlieren, hat zugenommen. Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen sind nicht nur ein wichtiger Ort für den sozialen Austausch. Sie sind auch ein Sicherheitsnetz und Frühwarnsystem. Oftmals fallen Probleme und Sorgen in der Schule oder in Einrichtungen der Kinderbetreuung das erste Mal auf. Sie sollen deshalb so lange wie möglich offen bleiben.

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