Mehr Beratungen wegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen beim 147 von Pro Juventute

Ein 14-jähriges Mädchen schreibt am Abend nach der Schule dem 147 von Pro Juventute per WhatsApp. In der Schule wird sie gemobbt – sie hat auch schon an Suizid gedacht. Diese Geschichte ist in der Beratung 147 kein Einzelfall, sondern trauriger Alltag. Die Beraterinnen und Berater nehmen immer mehr Anrufe und WhatsApp-Nachrichten von ratsuchenden Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen entgegen. 2024 gingen rund 47'700 und damit 13 Prozent mehr Kontaktanfragen als noch im Vorjahr ein. Gemessen an den aufgewendeten Stunden hat sich der Beratungsaufwand des 147 seit 2019 verdoppelt.
«Diese Zahlen sind ein Zeichen, dass psychische Belastungen in der jungen Generation anhaltend hoch sind und dass Kinder und Jugendliche gut erreichbare Angebote wie dem 147 vertrauen und es nutzen, um belastende Situationen mit Hilfe von professioneller Unterstützung zu bewältigen», sagt Nicole Platel, Direktorin von Pro Juventute.
Jede Woche 14 Anfragen zu Gewalt in der Familie
Ein starkes Wachstum hatte das 147 bei Anfragen wegen Gewalt in der Familie, Mobbing und sexueller Gewalt. Im letzten Jahr erhielt die Beratung pro Woche 14 Anfragen zu Gewalt in der Familie – 2023 waren es noch neun. Eine vergleichbare Entwicklung war bei Anfragen zu Mobbing und sexueller Gewalt zu sehen: Die Beratung kümmerte sich jede Woche um rund neun Anfragen zu diesen Themen.
Auch die Elternberatung 24/7 von Pro Juventute, die im vergangenen Jahr über 15 Prozent mehr Kontakte verzeichnete, berichtet von 14 Anfragen pro Woche zu gewaltbezogenen Themen.
Allzeithoch bei Beratungen wegen Suizidgedanken und Kriseninterventionen
Suizidgedanken waren auch im Jahr 2024 das häufigste Thema: Das Beratungsteam nahm im Durchschnitt jeden Tag 13 Anfragen entgegen, weil eine junge Person darüber nachdachte, sich das Leben zu nehmen. Dies ist ein beachtlicher Anstieg verglichen mit den neun Anfragen pro Tag im Vorjahr. 207 Mal hat die Beratung – im Unterschied zu 166 Mal im Vorjahr – eine Blaulichtorganisation oder die zuständige Institution aufgeboten, um Leben zu retten oder gravierende Gefahr abzuwenden. «Inwiefern die Zunahme in diesem Jahr mit der besseren Erreichbarkeit durch und der Beratungspraxis mit WhatsApp zusammenhängt, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Unsere Arbeit ist und bleibt jedoch äusserst wichtig», ordnet Platel ein.
Pro Juventute reagiert mit Ausbau der Beratung
Angesichts der steigenden Nachfrage reagiert Pro Juventute dank der Förderung verschiedener Stiftungen und der öffentlichen Hand seit 2024 mit einem Ausbau der Ressourcen und der Weiterentwicklung des Beratungsangebotes auf die zunehmende Auslastung der Beratungsteams. «Wir fühlen uns verpflichtet, auf jeden Hilferuf zu antworten und ihn ernst zu nehmen. Ich bin unseren Spenderinnen und Spendern sehr dankbar, dass sie dies möglich machen», erklärt Nicole Platel und ergänzt: «Damit kein Kind in seiner Not allein bleibt, braucht es darüber hinaus Unterstützung aus der Politik. Es ist wichtig, dass die nachhaltige Finanzierung von Organisationen in der Gewalt- und Suizidprävention, wie vom Parlament verabschiedet, rasch an die Hand genommen wird.»