Multikrise: Pro Juventute und Jungparteien fordern mehr Unterstützung für Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche

Bern, 10.11.2022 – Pro Juventute und sämtliche Jungparteien haben gemeinsam auf dem Bundesplatz auf die erhöhte psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen aufmerksam gemacht. Wie aktuelle Zahlen von Pro Juventute zeigen, nehmen Beratungen zu Ängsten und Suizidgedanken weiter zu. Die Stiftung fordert Soforthilfe von der öffentlichen Hand, insbesondere der Kantone und plant koordinierte Vorstösse in den kantonalen Parlamenten.

Ein Telefon, auf dem ununterbrochen Anrufe eingehen, ohne dass jemand abnehmen kann. Mit einem überdimensionalen Beratungstelefon machten Pro Juventute und sämtliche Jungparteien im Rahmen einer gemeinsamen Aktion heute auf dem Bundesplatz in Bern auf Jugendliche in Multikrise aufmerksam. Die überdimensionale Telefonattrappe steht sinnbildlich für den stark gestiegenen Beratungsaufwand vom 147 von Pro Juventute. In den letzten zwei Jahren nahm dieser um 34 Prozent zu. Alle Jungparteien waren gemeinsam mit Pro Juventute auf dem Bundesplatz präsent, um die Aufmerksamkeit für die psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen zu erhöhen.  

Katja Schönenberger, Direktorin von Pro Juventute, freut sich über das starke, gemeinsame Zeichen und sagt: “Zuerst die Corona-Pandemie, dann der Ukraine-Krieg und drohende weitere Krisen, etwa die Energiekrise. Was wir erleben, ist eine Multikrise, welche Kinder und Jugendliche in ihrer psychischen Entwicklung herausfordert. Die Multikrise trifft auf ein überlastetes Versorgungssystem. Es braucht jetzt rasch Hilfe für Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche.”  

Der gemeinsame Auftritt und die selten gesehene politische Einigkeit manifestiert, wie akut die Situation für Kinder und Jugendliche in der Multikrise ist und wie gefordert Beratungsangebote wie das 147 von Pro Juventute sind.  

Mehr Notfälle, längere Wartezeiten 

Im ersten Halbjahr 2022 nahmen die Beratungen beim 147 von Pro Juventute zu Ängsten gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent zu. Die Beratungen zu Suizidgedanken verharren auf einem hohen Niveau von sieben bis acht Beratungen pro Tag. Besonders alarmierend: Die Kriseninterventionen stiegen stark an. Bis Ende August 2022 wurden 100 Kriseninterventionen durchgeführt. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum noch 86. 2020 waren es im gesamten Jahr deren 97.  

Pro Juventute und weitere Beratungsstellen sind stark gefordert, ihre Mittel sind jedoch begrenzt. Das führt zu erhöhten Wartezeiten und starker Auslastung der Angebote. Die Stiftung fordert nun mehr Unterstützung der öffentlichen Hand, insbesondere der Kantone und plant koordinierte Vorstösse in den kantonalen Parlamenten.  

Die Vertreterinnen und Vertreter der Jungparteien unterstrichen auf dem Bundesplatz, dass die erhöhte psychische Belastung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen politische Antworten braucht.  

Warum die Jungparteien die Aktion von Pro Juventute unterstützen 

Diskriminierung, Klimakrise und Leistungsdruck: Die psychische Belastung für Kinder und Jugendliche ist massiv. Psychologische Versorgung ist ein Menschenrecht und muss für alle - unabhängig von der Dicke ihres Geldbeutels - schnell zugänglich sein.
Julia Küng
Co-Präsidentin Junge Grüne 
Junge Menschen kennen in der heutigen Welt gar nichts mehr anderes als den Krisendauerzustand. Um unsere Generation zu unterstützen, braucht es endlich mehr Ressourcen sowie genügend und zugängliche Therapieplätze.
Nicola Siegrist
Co-Präsident JUSO
Es kann nicht sein, dass Jugendliche, die leiden, lange warten müssen, bis sie die richtige Unterstützung bekommen. Die Politik darf nicht länger wegschauen, wenn es um die psychische Gesundheit der Jugendlichen geht. Wir müssen jetzt handeln: Mit einer stärkeren Unterstützung für Hilfsangebote und mehr Prävention. Darum unterstützt Die Junge Mitte die Aktion von Pro Juventute.
Marc Rüdisüli
Präsident Junge Mitte
Wir brauchen Sofortmassnahmen und einen langfristigen Aktionsplan, um dem Notstand in der psychischen Gesundheit gerade bei Jungen zu begegnen - hierfür müssen auch bewährte Institutionen wie das 147 gestärkt werden.
Tobias Vögeli
Co-Präsident Junge GLP
Die psychische Gesundheit von vielen Jugendlichen ist in diesen Krisenzeiten stark gefährdet. Der Ausbau von Unterstützungsangeboten ist deshalb für die Junge EVP dringend notwendig.
Dominic Täubert
Co-Präsident Junge EVP
Psychische Belastungen sind noch immer ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft, über Gefühle und Ängste zu sprechen wird als Schwäche angesehen und hemmt viele Menschen, darüber zu sprechen. Salonfähig werden solche Gespräche erst, wenn Burnouts und Depressionen bereits eingetreten sind – es braucht dringend ein Umdenken in der Gesellschaft und dafür möchte ich sensibilisieren.
Philipp Eng,
International Officer (Vorstand) Jungfreisinnige
Seien es die Corona-Massnahmen, die missratene Energiepolitik oder der Ukraine Krieg. Diese Politik erschwert und beschwert das Leben von jungen Leuten in der Schweiz. Es macht sie sogar krank. Das kann so nicht weitergehen. Wir erwarten deshalb einen Kurswechsel der aktuellen Politik.
Stephanie Gartenmann
Vorstand Junge SVP

 

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