Multikrise: Darum braucht es Sofort-Hilfe für Kinder und Jugendliche

Multikrise verstärkt Ängste und psychische Belastung

Corona-Pandemie, Klima-Krise, Ukraine-Krieg, drohende Inflation, soziale Ungerechtigkeit: Krisen überlappen sich und treffen Kinder und Jugendliche in einer besonders verletzlichen Lebensphase.  

Die junge Generation ist konfrontiert mit einer Multikrise, die sie in ihrem Heranwachsen herausfordert. Studien und Zahlen der Beratungsangebote von Pro Juventute zeigen, dass Kinder und Jugendliche psychisch stark belastet sind und sich Ängste verstärken.  

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Multikrise

Beratungen zu Suizidgedanken auf Rekordhöhe

Sieben oder acht Beratungen pro Tag wegen Suizidgedanken. Das ist trauriger Rekord des 147 von Pro Juventute. Waren es vor der Corona-Pandemie noch drei bis vier Beratungen pro Tag, sind es inzwischen fast doppelt so viele.  

Die Anzahl Kriseninterventionen nimmt dramatisch zu. Im Jahr 2022 mussten unsere Beraterinnen und Berater ganze 161 Mal eine Blaulichtorganisation aufbieten, weil sich ein junger Mensch etwas antun wollte. Ein Jahr zuvor verzeichneten wir 130 solcher Kriseninterventionen. 2020 waren es insgesamt 96 Fälle, im Jahr 2019 noch 57 Kriseninterventionen. 

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Zunahme_Kriseninterventionen_DE

 

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Zunahme Beratungsaufwand 147

 

Was ist die Multikrise?

Die junge Generation ist mit verschiedenen Krisen konfrontiert. Diese Krisen treffen Kinder und Jugendliche in einer vulnerablen Lebensphase, in der verschiedene Veränderungen stattfinden. Sie finden zeitgleich statt und treffen auf eine Krise in der Versorungskette. Im Vergleich zu früheren Krisenzeiten ist zudem die aktuelle Multikrise aufgrund der sozialen Medien omnipräsent. 
 

Überlastete Versorgungskette

Egal ob Schulsozialarbeit, die Angebote von Pro Juventute oder in der Kinder- und Jugendpsychiatrie: Sämtliche Stellen, die mit Kindern und Jugendlichen zusammen arbeiten sind stark gefordert.  

Die Multikrise trifft auf ein überlastetes Versorgungssystem. Kinder und Jugendliche warten lange auf eine Gesprächsmöglichkeit respektive einen Behandlungsplatz. Kliniken in Bern und Zürich haben 2021 über 50 Prozent suizidale Minderjährige auf den Notfallstationen als im Vorjahr.

Jugendliche müssen nicht selten mehrere Monate warten, ehe sie einen Termin für eine psychiatrische Behandlung erhalten. 

    Zuerst die Corona-Pandemie, dann der Ukraine-Krieg und drohende weitere Krisen, etwa die Energiekrise. Was wir erleben, ist eine Multikrise, welche Kinder und Jugendliche in ihrer psychischen Entwicklung herausfordert. Die Multikrise trifft auf ein überlastetes Versorgungssystem. Es braucht jetzt rasch Hilfe für Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche.
    Katja Schönenberger
    Direktorin von Pro Juventute

    Fazit zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

    • Verschiedene sich überlappende Krisen treffen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in einem vulnerablen Lebensabschnitt. 
    • Viele Kinder und Jugendliche meistern die Multikrise gut. Es gibt jedoch eine bedeutsame Minderheit, welche besonders belastet ist. 
    • Ohne Unterstützung werden sie die stillen Verlierer der Multikrise.

    Das sind die politischen Forderungen von Pro Juventute

    • Sofortige Stärkung der niederschwelligen Erstberatungsstellen, wie 147.ch 
    • Steigerung Bekanntheit dieser Stellen bei der Zielgruppe
    • Stärkung und Weiterentwicklung der nachgelagerten Angebote, wie psychiatrische und psychotherapeutische Versorgungsangebote
    • Prävention durch Stärkung der Resilienz und der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, wie Angebote in der frühen Förderung, Erlernen aktiver Stressbewältigung, aktive Medienerziehung 
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