Familie & Gesellschaft

Weder Kind noch erwachsen: ein Blick auf die Pubertät

In der Pubertät verändern sich Körper, Verhalten, Denken und Emotionen der Jugendlichen. Das Bedürfnis nach Nähe zu den Eltern nimmt ab und wird durch mehr Nähe zu Freundinnen und Freunden ersetzt. Erfahren Sie, wie Sie als Familie die herausfordernde Pubertätsphase besser überstehen.
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Ein Mädchen in der Pubertät.

Bis vor kurzem war die dreizehnjährige Anna mehrheitlich fröhlich und zufrieden. Sie ging gerne zur Schule und Hausaufgaben waren kein Problem. Doch von einem Tag auf den anderen – zumindest den Eltern erschien das so – ist nichts mehr wie früher. Anna ist oft aufgewühlt, hält sich nicht an Abmachungen, antwortet trotzig und reagiert aufmüpfig. Letztens kam sie sogar beschwipst von einer Party nach Hause.

Anzeichen von pubertärem Verhalten machen sich zwar allmählich bemerkbar und Eltern wissen, wie unberechenbar Jugendliche sich verhalten. Trotzdem kann in der Pubertät die Welt für alle Beteiligten aus den Fugen geraten. Eltern brauchen eine gehörige Portion Geduld und Nerven. Sie müssen das Kind loslassen, bleiben aber eine wichtige Stütze und wirken weiterhin als Vorbilder für Jugendliche. 

Pubertät

Die Pubertät ist der Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter. Sie bildet die Grundlage für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und Selbstständigkeit.

Zum einen ist die Pubertät durch körperliche Veränderungen definiert. Während dieser Phase beginnt der Körper, Geschlechtshormone in erhöhten Mengen zu produzieren, was zu den sichtbaren physischen Veränderungen führt. Zum andern finden entscheidende Entwicklungsschritte in der Persönlichkeitsentfaltung und sozialen Interaktion statt. Das Gehirn durchläuft eine signifikante Veränderung. Das beeinflusst die Art und Weise, wie Jugendliche denken, fühlen und die Welt um sich herum wahrnehmen.

Wann beginnt die Pubertät?

In welchem Lebensjahr die Pubertät beginnt, ist unterschiedlich. Mädchen sind meist früher dran als Jungen. Bei ihnen beginnt die Pubertät mit acht bis fünfzehn, bei manchen auch erst mit siebzehn Jahren. Jungen kommen meist im Alter von neun bis fünfzehn Jahren in die Pubertät.

Jugendliche begeben sich auf Identitätssuche

Ein zentraler Entwicklungsschritt in der Pubertät ist die Suche nach der eigenen Identität. Mädchen und Jungen beginnen, ihre eigenen Werte, Glaubenssätze und Ziele zu definieren, oft durch Experimentieren mit verschiedenen Rollen, Kleidungsstilen oder Freundeskreisen. Die Pubertät ist eine Phase des Entdeckens, des Lernens und des Wachsens. Diese ist sowohl für die Jugendlichen als auch für ihr Umfeld mit Herausforderungen, aber auch mit Chancen für Wachstum und Reifung verbunden.

In der Pubertät mag es den Anschein haben, dass Teenies ihr Leben ganz nach den eigenen Vorstellungen gestalten möchten. Trotzdem ist ihnen wichtig, was die Eltern von ihren Wünschen, Zielen und Vorstellungen halten. Für beide Seiten ist hilfreich, wenn Eltern darauf vertrauen, dass die Grundwerte, welche sie über all die Jahre dem Kind mitgegeben haben, eine solide Basis bilden.

In der Pubertät lösen sich Kinder vom Elternhaus

Die Pubertät geht häufig mit einem erhöhten Bedürfnis nach Autonomie und Unabhängigkeit von den Eltern einher. Jugendliche fordern Freiräume ein. Oft reagieren Teenager mit Überdruss gegenüber Eltern und allem Vertrautem. Der Ausflug mit der Familie oder die Fahrradtour mit Mama werden zur Pflicht und Unternehmungen im Freundeskreis bevorzugt. Die Peer-Group gewinnt an Bedeutung und kann eine wichtige Stütze werden. Obwohl es für Eltern nicht einfach ist, zu erleben, wie sich das Kind langsam löst: Schritte in die Selbstständigkeit sind wichtig auf dem Weg zum Erwachsenwerden. 

Jugendliche brauchen weiterhin Bestätigung, Verständnis, Interesse, Lob und Vertrauen von ihren Bezugspersonen. 

Im Umgang mit Jugendlichen brauchen Eltern und Bezugspersonen das richtige Gleichgewicht zwischen Freiräume gewähren und Grenzen setzen. Denn auch wenn der Freundeskreis zunehmend wichtiger wird: Der Ablösungsprozess bedeutet nicht das Ende der Eltern-Kind-Beziehung, sondern ein neuer Anfang einer anderen Form von Beziehung. Jugendliche brauchen weiterhin Bestätigung, Verständnis, Interesse, Lob und Vertrauen von ihren Bezugspersonen. Für Mütter und Väter bedeutet das: Dranbleiben lohnt sich. Eltern sollten das Gespräch suchen und für ihr Kind da sein.

Beratung 24/7

Scheuen Sie sich nicht davor, über Probleme in der Pubertät zu sprechen. Die Elternberatung der Pro Juventute unterstützt Sie gerne.

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Rebellische Jugend

Teenager fallen oft auf und aus dem Rahmen: Sie widersetzen sich und rebellieren, halten sich nicht an Regeln, sprengen Grenzen, benehmen sich seltsam und pfeifen auf Erwachsene. Auch emotionale Achterbahnfahrten sind typisch für diese Zeit. Während der Pubertät passiert nochmals ein grosser Umbruch im Gehirn. Das erklärt, weshalb es Jugendlichen oft an Vernunft mangelt. Sie reagieren impulsiv, spontan aus dem Moment heraus und nicht unbedingt vorausblickend. Manchmal verhalten sie sich unvernünftig und gehen Risiken ein. 

Es ist wichtig, dass Eltern trotz schwieriger Momente den Teenagern weiter zur Seite stehen und sie in ihrer Entwicklung aktiv begleiten. 

Solche intensiven Emotionen fordern Eltern und Kinder gleichermassen heraus. Oftmals fühlen sich Eltern verletzt, wenn sie von ihrem Kind abgelehnt werden. Sie kommen mit den zwiespältigen Gefühlen und dem widersprüchlichen Verhalten ihres Kindes nicht klar. Trotzdem sollten sie dieses Verhalten nicht persönlich nehmen. Es ist wichtig, dass Eltern trotz schwieriger Momente den Teenagern weiter zur Seite stehen und sie in ihrer Entwicklung aktiv begleiten. Insbesondere in der Emotionsregulation sind Jugendliche auf die Unterstützung von Bezugspersonen angewiesen. 

Pubertät ist nur eine Phase

Hilfreich ist, die Phase der Pubertät gelassen anzugehen und Auseinandersetzungen nicht auszuweichen. Eltern dürfen darauf vertrauen, dass alles gut kommt. Die Pubertät ist zwar eine intensive Entwicklungsphase, doch sie geht vorüber – genauso wie das Trotzalter. Jugendliche suchen den Austausch mit einem Gegenüber, wenn auch teils auf provokative Weise. Ganz reibungslos verläuft der Prozess des Erwachsenwerdens wohl nie. Doch trägt er dazu bei, die Beziehung zum eigenen Kind zu festigen oder neu zu definieren. Und auch wenn es zeitweise stürmisch zu und hergeht: Die Pubertät ist wichtig. 

Tipps für Eltern

  • Nehmen Sie das Verhalten Ihres Kindes nicht persönlich.
  • Versuchen Sie, offen für Veränderungen zu sein. So fällt es Ihnen leichter, zu akzeptieren, dass Ihr Kind zu einer eigenständigen Persönlichkeit heranwächst.
  • Legen Sie den Fokus auf die positiven Eigenschaften des jugendlichen Kindes und darauf, was gut läuft.
  • Gestehen Sie Ihrem Kind Freiräume zu, die seinem Alter entsprechen und mit denen es umgehen kann. Treffen Sie gemeinsam Abmachungen. Lassen Sie Ihr Kind aber gewisse Sachen auch selbst entscheiden.
  • Argumentieren Sie im Streit mit Teenagern auf Augenhöhe. 
  • Zeigen Sie Interesse an der Lebenswelt der Jugendlichen und machen Sie immer wieder Angebote für gemeinsame Unternehmungen, auch wenn diese oft abgelehnt werden. Gibt es etwas, das Ihr Kind interessiert und Sie gemeinsam machen könnten, zum Beispiel ein Game spielen oder ein Konzert besuchen?

Ratgeber für die Pubertätsphase

Im Extrabrief Teenager werden wesentliche Punkte der Pubertät beleuchtet. Pro Juventute begleitet und unterstützt Familien während dieser spannenden, aber auch anspruchsvollen Entwicklungsphase.

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