Familie & Gesellschaft

Wenn die Werbung vorgibt, wie Mädchen und Jungen sein sollen

Kinder sollen sich unabhängig vom Geschlecht frei entfalten können. Es spielt keine Rolle, wenn Mädchen und Jungen nicht die gleichen Interessen verfolgen. Die Unterschiede werden erst zum Problem, wenn die Geschlechterprägung einschränkend wirkt und die Rollen stigmatisieren. Denn mit Gendermarketing setzt die Werbung gezielt auf Geschlechterunterschiede.
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Geschlechtertypisierung vs. Geschlechterfalle: wie müssen sich Kinder verhalten und aussehen?

Jungs sind draufgängerisch, lieben das Abenteuer, sind risikobereit und reizen gerne Grenzen aus. Mädchen sind kommunikativ, interessieren sich für Mode, möchten schön aussehen und geniessen das Zusammensein mit Freundinnen. Stimmen solche Zuschreibungen oder sind sie blosse Klischees oder anders gefragt: Sind Mädchen und Jungen wirklich so unterschiedlich? 

Die Erziehung beeinflusst die Rollenzuschreibung

Nicht nur das Geschlecht, auch die Erziehung beeinflusst das Verhalten eines Kindes. Deshalb unterscheidet man zwischen dem biologischen und dem sozialen Geschlecht. Auf diesem Hintergrund hat sich der Begriff Gender etabliert. Mit Gender ist das soziale Geschlecht gemeint, welches durch äusserliche Einflüsse geprägt wird.

In den letzten Jahren hat sich die Forschung vermehrt mit der Genderthematik auseinandergesetzt. Mit Gendermarketing setzt die Werbung gezielt auf Geschlechterunterschiede. Ob Spielsachen, Schuhe, Kleider, Accessoires, von klein auf besteht bei Kindern eine klare Geschlechtertrennung.

Es lohnt sich also beim Spielzeug- oder Kleiderkauf darauf zu achten, dass die Rollenklischees durch die Wahl nicht unnötig zementiert werden.

Das Spielparadies steckt voller Klischees

Mit ausgeklügelten Marketingstrategien werden Mädchen und Jungen gezielt angesprochen und unterschiedliche Bedürfnisse geweckt. In rosaroten Welten findet man sich bei den Mädchen wieder und Action und Superhelden dominieren bei den Jungen. Doch möchten Eltern, dass ihre Kinder durch solche Klischees geprägt werden? Der Versuch, sich von Rollenzuschreibungen fernzuhalten, scheitert voraussichtlich beim Besuch im Spielzeugladen kläglich. 

Kaum ein Mädchen zieht es in die Abteilung der Jungs und umgekehrt findet man wahrscheinlich noch seltener Jungen im Mädchenparadies. Und falls eine Vorliebe in diese Richtung zielen würde, realisiert der betreffende Junge schnell, dass das nicht rollenkonform ist. 

Die Farben geben das Geschlecht vor

Die Wege sind also vorgegeben und die Wegweiser signalisieren: hier geht es zum typischen Mädchen und hier zum richtigen Jungen. Sogenannt genderneutrale Zonen sind in Spielzeugläden kaum zu finden. Auch Dreirädern, Trottinett und Fahrrädern wird durch die Farbgebung ein Stempel aufgedrückt. Auf raffinierte Weise wird so verhindert, dass diese Fortbewegungsmittel innerhalb der Familie von der Schwester zum Bruder weitergegeben werden. Denn welcher Junge möchte mit einem pinken oder violetten Fahrrad umherkurven?

Doch längst nicht jedes Mädchen möchte in Rosarot herumspazieren. Vielleicht möchte die eigene Tochter die Welt lieber als unerschrockene Forscherin entdecken. Dafür ist der Sohn möglicherweise kein Abenteurer und statt herumzutoben, zieht er sich lieber verträumt in seine Fantasiewelt zurück. 

Nicht in die Geschlechterfalle tappen

Hilfreich ist, wenn Eltern bei der Kindererziehung nicht in die Geschlechterfalle tappen und Verhaltensweisen nicht in weibliche und männliche Kategorien aufteilen. Obwohl die Geschlechtertypisierung längst nicht mehr so starr ist wie früher, ist es nicht einfach, Kinder losgelöst von ihrem Geschlecht zu fördern. Ohne es zu wollen, wecken Mädchen oft unseren Beschützerinstinkt. Knaben hingegen ermuntern wir eher dazu, tapfer und wagemutig zu sein. 

Unabhängig vom Geschlecht sollen Kinder Erfahrungen machen dürfen. Ob im Kinder- oder Teenageralter: es spielt keine Rolle, wenn Mädchen und Jungen nicht die gleichen Interessen verfolgen. Die Unterschiede werden erst zum Problem, wenn die Geschlechterprägung einschränkend wirkt und die Rollen stigmatisieren. Es lohnt sich also beispielsweise beim Spielzeug- oder Kleiderkauf darauf zu achten, dass die Rollenklischees durch die Wahl nicht unnötig zementiert werden

Was Eltern tun können – vier Tipps

  • Die Werbung peilt gezielt Mädchen oder Jungen an. Wichtig ist, dass Eltern bewusst auch genderneutrale Angebote auswählen.
  • Vielfältige Rollenvorbilder und ein breites Spektrum an Erfahrungen fördern, dass sich Kinder nicht auf Rollenklischees fixieren. Die Haltung der Eltern trägt wesentlich dazu bei, Verhaltensweisen nicht zu werten, auch wenn sie im herkömmlichen Sinn nicht als typisch weiblich oder männlich gelten.
  • Eltern haben Einfluss darauf, dass Rollen nicht durch Marketingstrategien zementiert werden und dadurch den Erfahrungsradius des Kindes einschränken.
  • Kinder orientieren sich am eigenen Geschlecht. Solange eine Rollenvielfalt vorgelebt wird, spielt es keine Rolle, wenn Mädchen trotzdem gerne richtig weiblich und Jungen richtig männlich sein möchten.
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