Entwicklung & Gesundheit

Vom Umgang bis zur Abgewöhnung – Tipps rund um den Nuggi

Bei der Mütter- und Väterberatung von Pro Juventute fragen Eltern immer mal wieder nach, wie sie ihren Kindern den Nuggi abgewöhnen können. Unsere Mütter- und Väterberatung gibt im Gespräch hilfreiche Tipps zum Schnullergebrauch.
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Bei der Mütter- und Väterberatung von Pro Juventute fragen Eltern immer mal wieder nach, wie sie ihren Kindern den Nuggi abgewöhnen können. Jetzt Tipps dazu erhalten.

In der Mütter- und Väterberatung werden Sie täglich mit Fragen konfrontiert, die Eltern beschäftigen. Welchen Stellenwert nimmt das Thema Nuggi ein?

Mütter- und Väterberatung: «Das Thema Nuggi ist eines von vielen Themen, welches Eltern in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder beschäftigt. Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr tauchen häufig Fragen zum Nuggi auf, meistens gekoppelt mit dem nahenden Kindergarteneintritt. Weil jede Situation und jede Familie einzigartig ist, wenden sich viele Eltern an die Elternberatung der Pro Juventute, um ihr Anliegen konkret zu besprechen.»

Was raten Sie Eltern, wie mit dem Nuggi umzugehen ist?

«In bestimmten Situationen macht der Nuggi als Hilfsmittel durchaus Sinn. Oft kommt der Schnuller als Tröster zum Einsatz und hilft dem Kind, sich zu beruhigen. Auch grössere Kinder brauchen vielfach noch ein Stofftier oder Nuscheli, um einzuschlafen. Weniger ideal finde ich, wenn der Nuggi an einer Kette hängt und ständig einsatzbereit ist. Intensives Saugen über Jahre hinweg kann den Kiefer verformen, auch das Sprechen kann bei häufigem Nuckeln später einsetzen. Besser wäre, dem Nuggi einen festen Platz zu geben und dem Kind zu erklären, wann Nuggi-Zeit ist. Beispielsweise im Bett, zum Einschlafen, auf einer Autofahrt oder wenn das Kind traurig, müde oder krank ist. So kommt der Schnuller in ruhigen Phasen zum Einsatz und aktive Momente sind «nuggilos». Gut ist, wenn Eltern darauf achten, ob Spielsituationen auch ohne Nuggi möglich sind. Beginnt das Kind zu sprechen, ist es wichtig, dass es nicht mit dem Nuggi im Mund spricht. Die Sprache kann sich nicht richtig entwickeln und das Kind gewöhnt sich falsche Techniken an.»

Gibt es einen Zeitpunkt, der «richtig» ist, um einem Kind das Nuggeln abzugewöhnen?

«Ja und nein. Ab dem achten Monat nimmt der natürliche Saugreflex des Kindes stetig ab und der Nuggi ist nicht mehr gleich notwendig. Je älter die Kinder werden, umso schwerer fällt es ihnen, sich den Nuggi nicht bei jeder Gelegenheit in den Mund zu stecken. Um dem ständigen Nuckeln entgegenzuwirken, können Eltern mit dem Kind abmachen, dass der Schnuller tagsüber während Spiel- und Essenszeiten beispielsweise in ein Schatzkästchen gelegt wird. Wenn Nuggis einfach so umherliegen, stecken sie sich die Kinder eher aus Langeweile oder lauter Gewohnheit in den Mund. Bei Zweijährigen können Eltern auch sagen, wie toll es ist, dass ein so grosser Junge oder ein so grosses Mädchen den Nuggi nur noch selten braucht.»

Suchen Sie nach kreativen Ideen, damit die Nuggi-Entwöhnung spielerisch verpackt werden kann. Hilfreich ist auch, wenn Sie in dieser Umgewöhnungsphase vermehrt für Ihr Kind da sind. 

Soll man als Eltern wirklich eingreifen, damit das Kind mit Nuckeln aufhört? Wäre es nicht besser zu warten, bis es den Nuggi selber nicht mehr möchte?

«Dass ein Kind seinen Nuggi von sich aus hergibt, ist unwahrscheinlich. Dafür ist er zu angenehm und hilft über schwierige Situationen hinweg. Wegen der Zahnstellung empfehlen Zahnärzte ab dem dritten Lebensjahr mit dem Nuggi aufzuhören. Wichtig ist, dass das Kind Zeit hat, sich langsam von seinem Nuggi zu lösen und sich an ein nuggiloses Dasein zu gewöhnen. Wie bei anderen Erziehungsaufgaben braucht es auch bei diesem Thema Eltern, die ihr Kind während dieser Phase liebevoll begleiten.»
 

Die Mütter- und Väterberatung von Pro Juventute

Haben auch Sie Fragen rund um Ihren Alltag mit Baby und Kleinkind? Unsere Beraterinnen sind für Sie da: von Montag bis Freitag von 19 bis 22 Uhr und am Samstag von 9 bis 11 Uhr, per Telefon und Chat. 
 

Welche kreativen Abgewöhnungsideen schlagen Sie Eltern vor?

«Man kann auf bewährte Ideen setzen oder eigene Ideen aushecken. Bewährt haben sich beispielsweise Tauschgeschäfte: Die Nuggifee holt den Nuggi nachts und legt etwas unter das Kissen. Oder Samichlaus, Osterhase tauschen den Nuggi gegen ein Chlaussäckli oder Osterkörbchen ein. Viele Kinderärzte nehmen Nuggis von ihren kleinen Patienten an und schenken ihnen dafür ein Spielzeug. Weitere Möglichkeiten sind: Den Nuggi zusammen mit dem Kind an einen Nuggibaum zu hängen. Alle Nuggis einsammeln und ein Päckli an eine «geheime» Adresse schicken. Anonym schickt der Götti oder die Grossmama nachher eine Überraschung zurück. Mit etwas Fantasie finden Eltern bestimmt wirkungsvolle Möglichkeiten, um ihrem Kind zu helfen, sich vom Nuggi zu verabschieden.»

Wie sollen Eltern reagieren, wenn das Kind den Nuggi nach dem Abgeben wieder zurückhaben will? Sollte man unnachgiebig bleiben?

«Ja, unbedingt, auch wenn es nicht einfach ist. An Abmachungen festzuhalten, ist ein wichtiger Teil der Abgewöhnungsphase. Suchen Sie mit Ihrem Kind nach Alternativen, wie es sich auch ohne Nuggi trösten kann. Lenken Sie Ihr Kind mit anderen Dingen ab und schenken Sie ihm in dieser schwierigen Phase genügend Aufmerksamkeit. Vielleicht braucht es auch Erklärungen, wie beispielsweise, dass der Nuggi Ruhe braucht und dass es deshalb ein Schmusetuch oder Kuscheltier bekommt.»

Es gibt Eltern, die bewusst auf den Nuggi verzichten. Wo sehen Sie da die Vor- und Nachteile?

«Ein Vorteil ist sicher, dass es keine Entwöhnung gibt. Doch alle Kinder haben einen Saugreflex, denn sie auch ohne Nuggi stillen und am Daumen, an Kuscheldecken oder am Lieblingsspielzeuglutschen. Denn Saugen entspricht einem biologischen Bedürfnis und Nuggi sind keine neumodischen Erscheinungen, sondern haben eine lange Tradition. Im Vergleich zum Daumen ist der Nuggi idealer. Weil der Daumen immer zur Stelle ist, wird das Abgewöhnen schwieriger. Grundsätzlich ermutigen wir Eltern, ihrem Instinkt zu vertrauen, Dinge auszuprobieren, auch wenn dabei mal ein Fehler passiert, und sich Zeit für die Kinder zu nehmen.»
 

Tipps für Eltern

  • Versuchen Sie den Gebrauch des Nuggis auf bestimmte Zeiten oder Momente zu beschränken und achten Sie darauf, dass der Schnuller nicht ständig einsatzbereit ist.
  • Bei grösseren Kindern (ab zwei Jahren) funktionieren oft logische Argumente: Erklären Sie Ihrem Kind etwa, dass Sie es nicht verstehen, wenn es mit dem Nuggi im Mund spricht, und bitten Sie Ihr Kind, den Schnuller rauszunehmen. Oft vergessen Kinder danach, ihn sich wieder in den Mund zu stecken.
  • Lassen Sie die Schnuller nicht überall herumliegen und verhindern Sie so, dass sich Ihr Kind den Nuggi aus Langeweile in den Mund steckt. Wird er nicht gebraucht, kann der Schnuller zum Beispiel in einem Schatzkästchen liegen und sich ausruhen. Manche Kinder decken ihn sogar mit einem Deckchen zu
  • Ein wichtiger Teil der Abgewöhnungsphase besteht darin, dass Sie an Abmachungen festhalten.
  • Suchen Sie nach kreativen Ideen, damit die Nuggi-Entwöhnung spielerisch verpackt werden kann. Hilfreich ist auch, wenn Sie in dieser Umgewöhnungsphase vermehrt für Ihr Kind da sind. 
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