Trotzphase: Nein, nein, nein! Ich will nicht!

Das neuste Lieblingswort unserer anderthalbjährigen Tochter ist Nein. Immer öfter versucht sie ihren Willen durchzusetzen und wenn das nicht klappt, beginnt sie zu toben. Ich weiss, dass im Umgang mit einem Kleinkind Geduld angesagt ist, aber das ist manchmal leichter gesagt als getan. Wie schaffe ich es, für die Trotzphase Verständnis aufzubringen und doch auch Grenzen zu setzen?
M.W., 34, Basel

Antwort von der Pro Juventute Elternberatung

Ja, solche Momente auszuhalten, ist nicht einfach. Auch wenn Sie wissen, dass es sich beim Trotzen um einen wichtigen Entwicklungsschritt handelt, die Situation müssen Sie durchstehen. Die Trotzphase (auch Autonomiephase genannt) kann ganz schön aufreibend sein. Obwohl es regnet und kalt ist, weigert sich Ihre Tochter beispielsweise die Gummistiefel anzuziehen. Vielleicht haben Sie Zeit, sie barfuss durch Pfützen waten zu lassen, damit sie merkt, wie ungemütlich das ist und wie ihre Füsse nass werden. Falls Sie in Eile sind, geht das natürlich nicht. Ihr Kind versucht immer öfter, einen eigenen Weg zu finden und bekommt stets von Neuem zu spüren, wie das Umfeld reagiert. Ein Kleinkind ist noch nicht in der Lage, seine Wünsche und Bedürfnisse aufzuschieben. Genau jetzt und um jeden Preis will es seinen Willen durchsetzen. Läuft es nicht so wie geplant, ist anpassen schwierig. Es geht also nicht darum, die Eltern zu ärgern, sondern das Kind muss aushalten können, dass etwas nicht möglich ist.

Es geht nicht darum, die Eltern zu ärgern, sondern das Kind muss aushalten können, dass etwas nicht möglich ist.

Aus Sicht von Erwachsenen kommen trotzige Reaktionen vermeintlich aus dem Nichts. Das Kind will nicht essen, obwohl es hungrig ist, oder es will sich nicht hochnehmen lassen, obwohl es müde ist. Es wirft Dinge weg, schlägt um sich, spuckt Esswaren aus und schreit laut und durchdringend. Weil das Kleinkind eine fixe Vorstellung hat, bereitet es ihm Mühe, sich auf eine neue Situation einzustellen. Oder es überschätzt seine Fähigkeiten und ein Vorhaben misslingt. All dies kann starke Gefühle auslösen. Bei einem Trotzanfall fliessen kaum Tränen, doch der Kopf ist hochrot und der Mund zusammengekniffen. Tröstlich ist, dass solche Szenen in der Regel nur wenige Minuten dauern und anstrengend, aber ungefährlich sind.

Passen Sie Ihr Verhalten der Situation an. Manche Kinder benötigen Nähe, um Gefühle zu regulieren, andere brauchen Abstand. Je besser Sie verstehen, weshalb Ihr Kind so heftig reagiert, umso eher gelingt es Ihnen, Verständnis aufzubringen und Alternativen vorzuschlagen. Und lassen Sie Ihre Tochter nachher spüren, dass alles wieder in Ordnung ist. Eigene Grenzen machen einem Kind immer wieder zu schaffen. Deshalb können Trotzphasen während der ganzen Kindheit in unterschiedlicher Länge und Ausprägung in Erscheinung treten. Für den Alltag wünschen wir Ihnen die nötige Geduld und Gelassenheit. 

Für weitere Tipps und Anregungen empfehlen wir Ihnen unseren Extrabrief zum Trotzalter.

In Kürze: Tipps für Eltern

  • Ein Kleinkind ist noch nicht in der Lage, seine Wünsche und Bedürfnisse aufzuschieben. Es möchte also nicht die Eltern ärgern, sondern muss aushalten können, dass etwas nicht möglich ist. 
  • Passen Sie Ihr Verhalten der Situation an und helfen Sie Ihrem Kind, seine Gefühle zu regulieren.
  • Lassen Sie Ihr Kind nach einem Trotzanfall spüren, dass alles wieder in Ordnung ist. 

Podcast «Familienbande»

Trotzanfall! Was nun?
 «Unser Kind schreit, wälzt sich am Boden, schlägt um sich, kurz, es trotzt. Was sollen wir als Eltern tun?»

Trotzanfall! Was nun?
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