Medien & Internet

Wie digitale Medien aufs kindliche Gehirn wirken

Das Gehirn von Kindern und Jugendlichen befindet sich noch in der Entwicklung. Der Umgang mit digitalen Medien kann sie deshalb überfordern. Wie digitale Medien aufs Gehirn von Kindern und Jugendlichen wirken und wie Eltern ihre Kinder bei der Mediennutzung altersgerecht begleiten können.
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Zwei Mädchen spielen auf dem Tablet.

Noah schaut sich einen Trickfilm an, als er plötzlich zu weinen beginnt. Seine Eltern verstehen nicht, was los ist. Als der 5-Jährige erzählt, wie im Film die böse Hexe den Kindern weh tun will, versuchen sie zu erklären, dass das Gesehene nicht echt ist und er keine Angst zu haben braucht. Doch für Noah bleibt die Gefahr durch die Hexe real.

Kleine Kinder können noch nicht zwischen Realität und Fantasie unterscheiden. Ihr Gehirn ist schlicht noch nicht in der Lage dazu. Zwar sind bei Geburt etwa hundert Milliarden Hirnzellen vorhanden. Für die Vernetzung und Hirnentwicklung müssen diese aber zuerst aktiviert werden. 

Wie digitale Medien auf Kinder wirken

Dieser Reifeprozess des Hirns dauert etwa bis zum 20. Lebensjahr, oder noch länger. Selbst für Jugendliche kann die Selbstkontrolle im Umgang mit digitalen Medien schwierig sein. Erfahren Sie, wie digitale Medien aufs Gehirn von Kindern und Jugendlichen wirken. Trotz der Unterscheidung nach Alter, ist es wichtig, jedes Kind beim Stand seiner eigenen Entwicklung abzuholen:

Von 0 bis 3 Jahre

  • Für die Hirnentwicklung ist es wichtig, dass kleine Kinder Dinge mit allen Sinnen erforschen und erleben: Wenn sie sehen, riechen, schmecken, hören und fühlen, werden Informationen intensiv, nachhaltig und vernetzt im Hirn gespeichert. 
  • Ebenso wichtig für eine optimale Hirnbildung sind vielfältige Selbsterfahrungen: Bewegungsaktivitäten wie Krabbeln, Laufen, Klettern und Balancieren.
  • Wenn Kinder digitale Medien nutzen, verharren sie oft in einer Position. Es werden lediglich der Hör- und Sehsinn angesprochen. 

Von 3 bis 6 Jahre

  • Vorschulkinder befinden sich in der Phase des magischen Denkens. Sie können oft noch nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden, auch nicht in digitalen Medien.
  • Die Kinder erleben Darstellungen in Filmen oder Games daher als real. Sie reagieren mit echten Gefühlen und weinen beispielsweise bei traurigen Sequenzen oder erleben echte Angst vor dem bösen Monster.
  • Erst im frühen Primarschulalter können Kinder zwischen Fantasie und Wirklichkeit unterscheiden. Eine wichtige Voraussetzung, damit ein Kind begreifen kann, dass manche Geschichten erfunden sind.

Von 6 bis 12 Jahre

  • Kinder in diesem Alter lieben den Wettkampf und Herausforderungen wie sie viele Games bieten. Das ist ein normaler Prozess in der kindlichen Entwicklung und bietet ihnen Antrieb und Anreiz.
  • Durch verschiedene Mechanismen in Games oder Apps wird im Gehirn das Belohnungszentrum angeregt. Neue Errungenschaften oder das Erreichen neuer Levels in Games fühlen sich gut an. Gleiches gilt für Likes und nette Kommentare auf Social Media. In der Folge möchte das Kind mehr davon – genau das beabsichtigen die Hersteller der Games und Apps.
  • Nutzen Kinder digitale Medien, tauchen sie in eine andere Welt ein. Deshalb kann es für sie schwierig sein, abzuschalten. Werden Kinder plötzlich aus einem Spiel oder einem Film rausgerissen, kann das grossen Frust auslösen.

Von 12 bis 19 Jahre

  • Im Jugendalter ist der sogenannte Frontalkortex im Hirn noch nicht fertig ausgebildet. Dieser ist für Handlungskontrolle, Emotionen und Risikoeinschätzung verantwortlich. 
  • Jugendliche denken darum oft nicht über Konsequenzen ihres Tuns nach und handeln impulsiv.
  • Selbstkontrolle und -steuerung sind nach wie vor schwierig. Eine Begrenzung der Mediennutzung durch gemeinsam vereinbarte Regeln entsprechend dem Alter und der Entwicklung ist sinnvoll. Technische Hilfen wie das Festlegen von Bildschirmzeiten oder Hinweise in einer App können hilfreich sein.

Tipps für Eltern

  • Wählen Sie digitale Medien, die dem Alter und der Entwicklung Ihres Kindes entsprechen. Überprüfen Sie, dass es damit nicht überfordert ist. Behalten Sie im Hinterkopf: Alles hat eine Wirkung.
  • Unterstützen Sie ihr Kind dabei, im Alltag vielfältige Sinneserfahrungen zu machen und breite Bewegungsaktivitäten auszuprobieren.
  • Nutzen Sie digitale Medien gemeinsam mit Ihrem Kind und tauschen Sie sich mit ihm darüber aus. Haben Sie Verständnis, falls digitale Medien Gefühle auslösen. Spenden Sie Trost und sind Sie für Fragen da.
  • Thematisieren Sie in der Familie die Belohnungs-Mechanismen in Games und Apps. Zeigen Sie den Kindern in den gerade beliebten Games die Tricks der Hersteller auf. Tauschen Sie sich auch darüber aus, wo es solche Herausforderungen und Erfolgserlebnisse abseits der digitalen Medien gibt, beispielsweise im Sport oder beim Basteln.
  • Vereinbaren Sie gemeinsam Regeln, um Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, die Medienaktivität zu begrenzen. Begleiten Sie sie bei deren Ausführung.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn über Erfahrungen und Beobachtungen in digitalen Medien und über das Medienverhalten im Allgemeinen. 
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