Der Lehrlingslohn – einteilen will gelernt sein

Autorin: Schuldenprävention Stadt Zürich
Als Vesa und Yacine ihren Lehrvertrag unterschrieben und erfuhren, wie hoch ihr Lohn sein würde, dachten beide: «Wow, mit so viel Geld werde ich mir einiges leisten können!» Sie träumten von neuen Schuhen und Klamotten, von Ausgang, Ausflügen und Mittagessen im Restaurant…
Einige Wochen nach Lehrbeginn standen beide vor einer bitteren Erkenntnis. So sagt Vesa: «Wenn ich weiter so viel Geld ausgegeben hätte wie bisher, hätte ich rasch Schulden gehabt.» Und Yacine: «Ich hatte bereits Mitte des Monates meinen gesamten Lehrlingslohn aufgebraucht und merkte, dass ich etwas ändern musste.»
Wie behält man den Überblick?
Vesa und Yacine sind beide in der KV-Lehre und stimmen mir zu, dass es wichtig ist, den Lehrlingslohn gut einzuteilen und dass für Luxus wenig bis gar nichts übrigbleibt. Auch haben sie anfangs unterschätzt, was sie alles selbst bezahlen müssen: Ihre Eltern zahlen ihnen zwar weiterhin gewisse Budgetposten wie Krankenkasse, Vereinsbeiträge und Flug/Hotel für gemeinsame Ferien. Den Rest ihrer Lebenskosten müssen sie nun aber selber berappen – was ganz in ihrem Sinn ist.
Die rechtliche Sicht zum Lehrlingslohn und was zu Hause abgegeben werden soll, wird in unserem Artikel «Kostgeld: Wie viel soll ein Lehrling zu Hause abgeben» beschrieben. Wir unterstützen es, dass zuhause etwas für Kost und Logis bezahlt werden soll.
Was hat Vesa und Yacine also geholfen, ihren Lohn einzuteilen? Yacine sagt: «Wichtig war für mich, dass ich einen Überblick über meine Ausgaben hatte und ich bat meinen älteren Bruder unter vier Augen um Rat». Vesa meint: «Am Anfang des Monats bezahle ich nun meine fixen Kosten und die anfallenden Rechnungen. Danach weiss ich, was ich für den Rest des Monats noch übrig habe.»
Beide zahlen monatlich Geld auf ihr Sparkonto ein. Dieses Konto gibt ihnen Sicherheit und hat Vesa auch schon «gerettet», als unvorhergesehene Rechnungen eintrafen und bezahlt werden mussten.
Der Lehrlingslohn als Lebensschule
Mit dem Lehrlingslohn endet normalerweise die Ausbezahlung von Taschengeld oder Jugendlohn durch die Eltern.
Diese drei Tipps helfen Lernenden beim Verwalten des Lehrlingslohnes:
- Ein Budget für den Lehrlingslohn erstellen und die Einnahmen den Ausgaben gegenüberstellen.
- Prioritäten setzen. Erst muss bezahlt werden, was wirklich benötigt wird (z.B. Essen, Abo, Arbeits- und Schulmaterial). Erst danach sind «nice-to-have-Käufe» (Shopping, Ausgang usw.) dran.
- Sparkonto einrichten und mittels eines Dauerauftrages monatlich Geld überweisen.
Vesa und Yacine haben nach anfänglichen Turbulenzen bei der Einteilung ihres Lehrlingslohnes einen für sie passenden Umgang mit ihren Finanzen gefunden. Sie würden mit ihren Eltern sprechen, wenn sie in grössere finanzielle Schwierigkeiten geraten würden; aber erst als letzte Instanz. Es ist ihnen beiden wichtig, ihr Geld selbständig zu verwalten um es sowohl sich selbst als auch ihren Eltern zu beweisen, dass sie mit Geld umgehen können – die Erfahrungen rund um den Lehrlingslohn helfen ihnen dabei.
Eltern oder Bezugspersonen unterstützen die Lernenden, indem sie:
- klare Abmachungen treffen, wer was bezahlt.
- Verantwortung abgeben. Die Lernenden sollen einen grossen Teil ihrer Ausgaben selber bestreiten (Essen, Kleider, Ausgang, Coiffeur, ÖV-Abo, Arbeits- und Schulmaterial, usw.) das hilft in Zukunft Lebenskosten realistisch einzuschätzen.
- ihren Kindern Hilfsmittel, Tricks und Tipps aufzeigen, wie man z.B. mit Daueraufträgen Fixkosten bezahlt, den Überblick über die Finanzen behält oder wie konkrete Sparziele erreicht werden können.
- Zuhause offen über Geld, Konsum und allenfalls auch Schulden sprechen.