Sicher in den Kindergarten und in die Schule
Gemeinsam Pläne schmieden, was man nach der Schule unternehmen möchte; im Sonnenschein einander auf den Schatten treten; bei der Baustelle stehenbleiben und die Bauarbeiten beobachten; in Regenpfützen umherhüpfen; die Katze streicheln und um den Hund einen Bogen machen; tuscheln, lachen und einander Geheimnisse anvertrauen: Auf dem Weg zum Kindergarten oder zur Schule machen Kinder wichtige Erfahrungen und eignen sich eine gewisse Eigenständigkeit an.
Die Kinder lernen, sich selbstständig zu behaupten und Gefahren auf der Strasse selber einzuschätzen. Sie üben, sich in eine Gruppe einzufügen und treffen auf Kinder unterschiedlichen Alters. Allenfalls müssen sie auch Konflikte ohne Hilfe von Eltern und Lehrpersonen bewältigen und finden eigenständige Lösungen für verschiedene Herausforderungen. Deshalb sollten Kinder den Weg bald alleine bewältigen, sagen Fachleute.
Sichersten Schulweg wählen
Für den Schul- oder Kindergartenweg gilt es, den sichersten Weg zu wählen, auch wenn er nicht der schnellste ist. Hilfreich ist, die Strecke zuvor aus Kinderperspektive auf Gefahren zu prüfen. Kinder sollten so lange wie nötig oder wenn der Weg allgemein zu gefährlich ist, von einem Elternteil, anderen Müttern und Vätern oder einer Krippenangestellten begleitet werden.
Eine Möglichkeit ist vielleicht der Pedibus. Mit dem «Bus auf Füssen» begleiten Erwachsene eine Gruppe Kinder zum Kindergarten und wieder zurück. Die Begleitperson kann täglich wechseln. Oder Kinder aus dem Quartier machen sich gemeinsam auf den Weg. Am besten sprechen Sie sich mit anderen Eltern ab.
Wichtige Grundsätze für den Schulweg
Damit Kinder möglichst selbstständig den Weg zum Kindergarten oder zur Schule bewältigen können, hilft es, ihnen ein paar Grundsätze beizubringen:
- Sagen Sie Ihrem Kind, dass es weder auf dem Trottoir noch auf die andere Strassenseite rennen sollte.
- Erklären Sie Ihrem Kind, was die Ampelfarben Rot-Orange-Grün bedeuten.
- Üben Sie mit Ihrem Kind, dass es vor dem Überqueren der Strasse immer nach links und nach rechts schaut.
- Passen Sie auf, dass Ihr Kind Anleitungen wie «warte – luege – lose – laufe» nicht einfach auswendig abruft, sondern versteht, was es im Strassenverkehr machen muss und entsprechend handelt.
- Weisen Sie Ihr Kind darauf hin, dass es durch Blickkontakt die Aufmerksamkeit des Autofahrers oder der Autofahrerin auf sich zieht.
- Erklären Sie Ihrem Kind, dass es besser gesehen wird, wenn es etwas Helles, Leuchtendes oder Reflektierendes trägt. Das ist insbesondere in der dunklen Jahreszeit wichtig.
- Erklären Sie Ihrem Kind, dass es nie mit einer unbekannten Person mitgehen und keine Geschenke annehmen darf. Auch mit bekannten Personen sollte das Kind nur nach Abmachung mitgehen.
Gefahren auf dem Schulweg
Je jünger das Kind ist, desto schwieriger ist das Loslassen. Der Schritt in eine grössere Selbstständigkeit verlangt Eltern und Kind einiges ab. Es ist verständlich, dass sich Mütter und Väter Sorgen machen und verunsichert sind. So haben Eltern oft Angst, dass ihrem Kind auf dem Schulweg etwas zustösst, dass es in einen Autounfall verwickelt wird oder ein fremder Mensch ihm etwas antut. Es ist jedoch unmöglich und hätte fatale Folgen für die Entwicklung der Kinder, sie vor allen Situationen zu bewahren, die ein mögliches Risiko enthalten. Manche Eltern überlegen sich, ihr Kind mittels Smartwatch oder einem anderen Tool zu tracken. Gerade wenn das Kind oft auf dem Schulweg trödelt oder später als erwartet nach Hause kommt, kann so ein Tool beruhigen. Mehr zum Thema Tracking lesen Sie hier.
Podcast «Familienbande»
Sollen Kinder den Schulweg selbstständig bewältigen?
«Die Schule unseres Sohnes ist nicht in Fussdistanz erreichbar. Er muss Bus und Tram benutzen, um dahin zu kommen. Bis anhin haben wir ihn zur Schule begleitet. Nun fragen wir uns, ob er bereit ist, den Schulweg selbstständig zu bewältigen.»
Sicherheit und Freiräume des Schulwegs
Alle Eltern wünschen sich, dass der Schulweg ihrer Kinder möglichst sicher ist. Dafür müssen in der Schweiz die Politik und die öffentliche Hand sorgen. Manchmal müssen betroffene Eltern auch mit den zuständigen Behörden Kontakt aufnehmen und sich gemeinsam für einen sichereren Weg oder Strassenlotsen einsetzen. Denn unsere Kinder sollen zu Fuss und möglichst selbstständig in den Kindergarten und die Schule geschickt werden können. Eltern, die ihren Kindern den Freiraum Schulweg gönnen, tragen dazu bei, dass Selbstständigkeit geübt, Beweglichkeit und Ausdauer gefördert und soziale Kontakte geknüpft werden können.
Tipps für Eltern
- Begleiten Sie Ihr Kind so lange wie nötig und achten Sie darauf, dass Sie so oft wie möglich zu Fuss unterwegs sind.
- Organisieren Sie sich mit anderen Eltern, falls Ihr Kind den Schulweg noch nicht alleine bewältigen kann.
- Falls Sie Ihr Kind mit dem Auto bringen: Fragen Sie sich immer mal wieder, ob Sie Ihr Kind wirklich aus Ängstlichkeit oder eher aus Bequemlichkeit in den Kindergarten, in die Schule fahren.
- Gönnen Sie Ihrem Kind den Freiraum, den es auf dem Weg in die Schule erfahren kann. Lassen Sie Ihren Sohn, Ihre Tochter diesen Erlebnisraum erkunden.
- Hilfreiche Informationen finden Sie auch auf www.schulwege.ch