Viele Wege führen zur Matura – und im Anschluss weiter
Die Tochter oder der Sohn will später die Matura machen. Der Weg vom Gymi, zur Matura und zum Hochschulstudium ist allgemein bekannt. Es gibt aber auch weniger bekannte Pfade zu einem Studium und interessante Karrieremöglichkeiten nach der Matura ohne Studium. Die Bildungslandschaft ist vielfältiger geworden.
Welche Entscheide sind auf dem Weg zur Matura wichtig? Welche Möglichkeiten bieten gymnasiale Matura oder die Fachmatura? Wie findet man sich in der Hochschullandschaft zurecht und welche Alternativen dazu gibt es? Was ist zu tun, wenn das Gymnasium abgebrochen werden müsste?
Es gibt weniger bekannte Pfade zu einem Studium und interessante Karrieremöglichkeiten nach der Matura ohne Studium.
Für welches Profil entscheiden?
Ihre Tochter ist in der Sekundarschule und möchte ans Gymnasium. Oder sie ist bereits im Langzeitgymnasium und die Profilwahl steht an. Vielleicht weiss sie noch nicht, für welches Profil sie sich entscheiden soll. Sie fragen sich, mit welcher Weichenstellung Ihre Tochter die besten Möglichkeiten hat? Grundsätzlich wird in allen Profilen am Gymnasium eine gleichwertige Ausbildung in den Grundlagenfächern vermittelt.
Je nach Ausbildungsweg nach der Matura lohnt sich eine Fokussierung auf ein bestimmtes Profil. Im gewählten Schwerpunkt sind einige Wochenstunden zusätzlich auf dem Unterrichtsplan. Interessiert sich Ihre Tochter für ein mathematisches oder naturwissenschaftliches Studiengebiet, lohnt sich die entsprechende Profilwahl. So ist sie mit dem Fokus auf diese Fächer optimal gerüstet für bestimmte Studiengänge. Es ist jedoch nicht zwingend, diese Richtungswahl bis hin zum Studium bereits mit der Profilwahl zu treffen.
Kompetenzen der Zukunft und Profilwahl
MINT-Kompetenzen und Future Skills
MINT-Kompetenzen sind in aller Munde. Damit sind Mathematik, Informatik, Natur und Technik gemeint. Die gesuchten Fähigkeiten der Arbeitswelt von morgen liegen auch ausserhalb von Mathematik und Informatik oder Naturwissenschaften und Technik. Vernetztes Denken, Ausdrucksfähigkeiten, die Fähigkeit Informationen einzubetten oder Prozesse durchzudenken und soziale Fähigkeiten sind ebenfalls gefragt. Die beschriebenen Selbst- und Sozialkompetenzen sowie die erwähnten MINT Kompetenzen bilden die Grundlage der sogenannten Future Skills.
Entscheidend sollten aber die Stärken und Interessen sein: Falls die Tochter das Musizieren liebt und sich aufgrund der Leidenschaft fürs Instrument für das gestalterisch-musische Profil entscheidet, ist das eine gute Grundlage für die Schuljahre am Gymnasium. Entscheide nach Stärken und Interessen dienen der Lernmotivation und dem Engagement der Schülerin.
Maturazeugnisse sind gleichwertig
Vielleicht interessiert sich Ihre Tochter zum Zeitpunkt der Profilwahl eher für gesellschaftliche Themen oder wählt auf Empfehlung aus dem Umfeld oder wegen aktuellen Freundschaften das wirtschaftliche Profil. Nach der Matura entdeckt sie aber ihre Leidenschaft für Nachhaltigkeit und will Umweltingenieurin werden.
Sie fragen sich, ob das geht, wenn sie während dem Gymnasium einen anderen Fokus legte? Die Antwort ist ja: Alle gymnasialen Maturitätszeugnisse sind für den Übertritt an die Hochschulen gleichwertig und bereiten auf den direkten Eintritt in ein Studium an einer universitären Hochschule vor.
Grundsätzlich führen alle Profile oder Bildungsgänge der Schweizer Gymnasien zum schweizerisch anerkannten Maturitätszeugnis. Damit ist die Tochter oder der Sohn zum Studium an allen Schweizer Hochschulen zugelassen. Die Profilwahl im Alter von etwa 14 Jahren ist damit nicht entscheidend dafür, welche Wege Ihrem Kind nach dem Gymnasium zur Verfügung stehen.
Vertiefte Fragestellungen
Was tun, wenn das Gymnasium abgebrochen wird?
Für einige Schülerinnen und Schüler passt das Gymnasium nicht und sie brechen die Ausbildung vor Abschluss ab. Für einige von ihnen kann ein solcher Entscheid eine enorme Entlastung darstellen und sie sind rasch motiviert ihren Weg mit anderen Ausbildungsoptionen anzugehen.
Für viele Jugendliche und ihre Familien ist diese Situation erst mal ein Schock: Sie erleben diese Situation als persönliches Scheitern. Das ist eine grosse Herausforderung für das Jugendalter und für die ganze Familie. Oft wird ein Abbruch des Gymnasiums erst als letzte Option umgesetzt und die Neuorientierung danach benötigt Energie und Zeit.
Wichtig für Familien in dieser Situation ist: Mit einem Abbruch ist Ihr Kind nicht allein, das geht einigen Schülerinnen und Schülern so. Es ist entscheidend, dass sich Jugendliche und Familien zeitnah um eine neue Perspektive kümmern können. Eine Neuorientierung über Ausbildungsmöglichkeiten steht an. In diesem Fall ist es hilfreich, sich im biz Berufsinformationszentrum zu melden. Egal für welchen Weg Sie und Ihre Tochter oder Ihr Sohn sich entscheiden: Für Jugendliche kann ein Neuanfang positiv sein und mit der passenden Ausbildungsentscheidung entsteht neue Lernmotivation.
Einige entscheiden sich dann für eine Berufslehre, für eine Fachmaturität oder Wirtschaftsmittelschule mit Berufslehre. Ein Abbruch des Gymnasiums bedeutet, seine berufliche Laufbahn anders zu starten. Dazu bietet die Bildungslandschaft heute viele Möglichkeiten. Schülerinnen und Schüler, die eine Berufslehre aufnehmen, können je nach Kapazitäten gleichzeitig oder im Nachgang eine Berufsmatura machen. Mit der Berufsmatur können die Studiengänge an den Fachhochschulen besucht werden. Ob mit oder ohne berufliche Matura, LehrabgängerIinnen steht eine Vielzahl von Weiterbildungen im Berufsfeld offen, die ebenfalls vielfältige Karrieren ermöglichen. Hier mehr erfahren: Was tun nach der Lehre?
Gymnasium oder Fachmatur?
Der Nachbarsjunge meldet sich für die Fachmittelschule an. Da er schulisch gut mitkommt, es aber praktischer mag, entscheidet er sich gegen das Gymnasium. An der Fachmittelschule wird ihm ebenfalls eine allgemeinbildende Ausbildung vermittelt. Ab dem zweiten Jahr kann er sich in einem Bereich vertiefen und bereitet sich damit bereits auf das spätere Berufsfeld vor. Ihn interessiert der Gesundheitsbereich. Fachmaturitätsschulen bieten je nach Schule unterschiedliche Vertiefungen: Gesundheit und Soziales, Kommunikation und Information, Gestaltung und Kunst, etc.
Neben den Fachmittelschulen gibt es die Wirtschaftsmittelschule WMS oder die Informatikmittelschule IMS. Bei diesen Fachmittelschulen absolvieren Schülerinnen und Schüler gleichzeitig eine Berufslehre als Kaufmann EFZ oder als Informatikerin EFZ.
Unterschiedliche Typen von Fachmittelschulen bieten sich als Alternativen zum Gymnasium an. Alle ermöglichen den Zugang zu den vielfältigen Studien an den Fachhochschulen. Denn die Fachmaturität bietet eine breite Allgemeinbildung. Gleichzeitig erwerben Absolventinnen und Absolventen Berufspraxis.
Nach der Matura: ETH, Universität oder Fachhochschule?
Die Schweizer Hochschullandschaft ist vielfältig. Die ETH Zürich und EPFL Lausanne bieten eine Vielzahl an Studiengängen mit Fokus auf naturwissenschaftlich-technische Studiengebiete. Die universitären Hochschulen bieten fast alle Studienrichtungen an. Für alle universitären Hochschulen gilt grundsätzlich, dass das Studium eher im theoretischen Bereich stark ist. In der Regel erwerben Studierende einen Masterabschluss vor dem Berufseinstieg und weiteren Karriereschritten.
Studiengänge an den Fachhochschulen sind dagegen sehr anwendungs- und praxisorientiert. Während des Studiums an einer Fachhochschule werden je nach Studiengang Praktika absolviert und Studierende sind oft bereits im entsprechenden Berufsfeld Teilzeit erwerbstätig. Meistens erfolgt der Berufseinstieg nach dem Bachelorabschluss. Fachhochschulabschlüsse legen eine optimale Grundlage für berufliche Karrieren: Sei es als Kommunikationsexperte oder als Maschinenbauingenieurin, als Sozialpädagoge oder als Betriebsökonomin. Nach einer gymnasialen Matura ist für ein Studium an der Fachhochschule zuerst ein Praxisjahr zu absolvieren.
Alternativen zum Hochschulstudium?
Nach der Matura oder Fachmatura direkt in einen Beruf einsteigen? Diese Möglichkeit ist für einige nach gut 12 Jahren Schule sehr attraktiv. Für Maturandinnen und Maturanden gibt es einige branchenspezifische Ausbildungen, die einen direkten Einstieg in ein Berufsfeld ermöglichen. Dazu zählen beispielsweise Lehrgänge am Zoll oder bei der Schweizerischen Post. Zudem bieten Banken und Versicherung attraktive Einstiegsmöglichkeiten für Maturandinnen. Der Industriebranchenverband Swissmem hat zur Talentförderung eine Art verkürzte Berufslehre für Maturandinnen und Maturanden geschaffen. Künftige Fluglotsinnen und Fluglotsen erwartet ein spannendes Berufsfeld und gute Arbeitsbedingungen. Die Ausbildung dazu wird direkt von Skyguide angeboten.
Durchblick im Ausbildungsdschungel
Viele MaturandIinnen haben genaue Vorstellungen, wie ihr Weg verläuft. Andere sind vielseitig interessiert und müssen innerhalb ihrer Interessen eine Entscheidung treffen. Dazu kann Ihre Tochter oder Ihr Sohn sich im Umfeld umhören, verschieden Berufsfelder prüfen, ein Praxisjahr absolvieren und sich bei der Studienberatung melden. Fachhochschulen und universitäre Hochschulen bieten Schnuppertage und Informationsanlässe. Die Möglichkeiten sind vielfältig und eine informierte Entscheidung ermöglicht einen guten Start in die Ausbildung.
Wissenswertes für Eltern
- Hier erfahren Sie in weiteren Darstellungen, wie die offiziellen Abschlüsse in der Schweiz heissen, welche Schultypen, Fachschulen, Hochschulen und Weiterbildungen es gibt:
Yousty: Blog - das Schweizer Bildungssystem
Kanton Zürich: Bildungssystem | Kanton Zürich (zh.ch)
Schweizer Bildungssystem - berufsberatung.ch - In den Berufsinformationszentren biz kann Ihr Sohn oder Ihre Tochter bei Laufbahnfragen eine kostenlose Kurzberatung in Anspruch nehmen. Bis Ende 20. Altersjahr ist eine Berufs- und Studienberatung kostenlos, in einigen Fällen auch länger. Hier finden Sie das biz in Ihrem Kanton: BIZ - berufsberatung.ch.
- Ihr Kind will lieber eine Berufslehre machen? Erfahren Sie mehr im Artikel Lehre öffnet viele Türen - drei mögliche Wege.